Auf dem Weg - In Wort und Bild

19 Oman

Übernachtung auf dem Flughafengelände.
Übernachtung auf dem Flughafengelände.

Waleed

02.01.2011

 

Fahren am späten Nachmittag in Muscat ein und dann etwas planlos durch die Straßen. An einer roten Ampel spricht ein Autofahrer Dylan an. Waleed interessiert sich sehr für unsere Mopeds und unsere Tour. Er lädt uns zu einem Kaffee ein. Fährt mit seinem Auto voraus und stoppt schließlich an der Flaniermeile am Strand mit all seinen Geschäften und Essensmöglichkeiten. Ruft ein paar Freunde von sich an und kurze Zeit später befinden wir uns in geselliger Runde hinter einem Cappuccino. Dylan und ich werden ausgiebig über unsere Tour befragt und mit der Zeit erregen unsere Mopeds die Aufmerksamkeit der Leute.

So langsam wird es dunkel und eine Bleibe für die Nacht haben wir noch nicht ausfindig machen können. Fragen Waleed und seine Kumpels nach einer Übernachtungsmöglichkeit und sie erklären uns, dass es außerhalb der Stadt kein Problem wäre, unser Zelt frei irgendwohin zu stellen. Verabschieden uns von unserer Bekanntschaft und machen uns auf etwas außerhalb einen geeigneten Platz zu finden. Dies stellt sich letztendlich als nicht so einfach heraus. Einige von uns angefahrene Plätze erscheinen uns nicht geeignet, weil sich sofort jemand zu uns gesellt – keine Ahnung, wo die Leute in der Wüste immer herkommen – oder uns ein etwas eigenartiges Gefühl befällt und wir uns so wieder aufmachen, einen anderen Platz zu finden. Das Ganze zieht sich schon etwas über zwei Stunden hin. Kommen schließlich an einem etwas steinigen Abzweig von der Straße vorbei, kehren um und folgen diesem Abzweig. An einer für uns geeigneten Stelle halten wir an, schalten unsere Motoren aus und lauschen in die Nacht. Ich mache mich zu Fuß auf die Gegend etwas zu erkunden. Ziemlich steinig, aber mit etwas Räumungsarbeit lässt sich ein lauschiges Plätzchen einrichten. Bin gerade wieder auf dem Rückweg zu unseren Mopeds, als ich zwei Scheinwerfer den Weg entlang kommen sehe, den wir kurz zuvor gefahren sind. Unsere Aufmerksamkeit nimmt schlagartig zu. Das Auto hält an. Ich gehe auf das Auto zu und erkenne Polizisten in dem Auto. Der Fahrer winkt mich zum Auto und die Polizisten fragen, was wir hier zu suchen hätten. Antworte wahrheitsgemäß, dass wir auf der Durchreise durch den Oman sind und auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz wären. Ob wir denn nicht wüssten, dass wir uns auf dem Flughafengelände befänden? Nein, wussten wir nicht und war uns auch nicht bewusst. Ich erkläre, dass wir keine Probleme hätten weiter zu fahren, wir aber keine Ahnung hätten, wo wir hier in der Gegend übernachten könnten und ob die Polizisten denn so freundlich wären – zu so später Stunde – uns doch bitte in der Sache behilflich zu sein.

Die üblichen Fragen nach unseren Mopeds und unserer Tour folgen. Wohin die Reise nach dem Oman geht wird noch abgefragt, danach beraten sich die Polizisten im Auto. Kurz darauf erklärt mir der Fahrer, dass wir für eine Nacht auf dem Gelände geduldet sind und wir unsere Zelte hier in der Gegend aufstellen könnten. Ich bedanke mich und die Polizisten verabschieden sich.

Dylan und ich räumen erstmal ein paar Steine aus dem Weg, um so einen rückengerechten Untergrund für unsere Zelte zu schaffen. Kurze Zeit später ziehen wir uns in unsere Zelte zurück, wollen wir doch morgen früh aufbrechen um in die VAE (Vereinigten Arabischen Emirate) einzureisen.

Der Weg ist das Ziel, oder nicht?
Der Weg ist das Ziel, oder nicht?

Feine Dünenfahrten

28.12.2010

 

Sobald man im Oman aus den Städten raus in die Wüste fährt, hat man das Gefühl alleine auf der Welt zu sein. Außer dem Asphaltband und den Raststätten dazwischen ist kein Zeichen der Zivilisation zu erkennen. Freier Wüstensand. Diese Gelegenheit wollen Dylan und ich uns nicht entgehen lassen.

Auf unserem Weg nach Muscat biegen wir mehrmals rechts oder links in den Wüstensand ab. Zum einen, um unser Nachtlager aufzuschlagen, und zum anderen, um unsere Sandfahrkenntnisse an den Dünen etwas zu verfeinern. An einem Nachmittag werden wir fündig und eine Düne wird für würdig befunden, von uns befahren zu werden.

Biegen rechts von dem Asphaltband ab, lassen etwas die Luft aus den Reifen und machen uns auf, die Düne erstmal zu erreichen. Wie das so ist in der heißen Sonne, werden die Entfernungen gnadenlos unterschätzt. Der Weg zur Düne stellt sich als sehr viel länger heraus als von uns angenommen. Zu allem Übel gibt es auch etliche Weichsandpassagen zur Düne hin. Müssen öfters einen kleinen Umweg fahren oder unsere Mopeds wieder ausbuddeln. Letztendlich stehen wir aber vor der Düne und wundern uns, warum diese so groß ist. Von der Straße sah sie etwas kleiner aus. Egal, wir wollen rauf.

Erstmal aller unnötige Ballast – sprich Gepäck – abrödeln, noch etwas mehr Luft aus den Reifen lassen und los geht es. Nach den ersten Versuchen, die alle abgebrochen wurden, stellt sich heraus – die Düne ist mehrstufig. Das heißt, wenn man denkt man ist am Ziel, zieht sich die Düne über eine Stufe weiter in die Höhe. Von unserem Startpunkt aus nicht ganz so einfach zu erkennen.

Also muss man sich erstmal über seinen Weg zum Dünenkamm im Klaren werden. Dann Gang rein, anfahren, hochdrehen lassen, schnell schalten und dann einfach nur GAASSS und hoffen, dass die Drehzahlen bis zum Ziel reichen. Bei mir reichten sie meist nicht, weil ich mich entweder ab und an auf der Düne „verfahren“ habe, oder ich schlichtweg zu zögerlich mit dem Gasgriff zu Werke ging. Immer mit dem Gedanken im Kopf – ich will mit meinem treuen Gefährt ja noch in Australien ankommen.

Schöne Bilder hat es trotzdem gegeben und die Aussicht auf der Düne war einfach grandios. Ich bin bis dato noch nie auf so einer hohen Düne gestanden und war überwältigt.

Bei jedem Versuch der abgebrochen wird, sei es durch Umfaller oder durch stecken bleiben, heißt es erstmal – Moped wieder ausbuddeln oder auf dem Fußrasten um 180° drehen, mit dem Vorderrad Dünen abwärts zeigend. Moped aufrichten, draufsetzen, Motor starten und dann GAASSS, damit sich das Vorderrad nicht in den Sand eingraben kann. Diese Abfahrten verlangen von mir immer mehr Mut wie die Auffahrten und ich spüre sehr intensiv, wie sich das Adrenalin in meinem Körper breit macht. Man fällt zwar weich – wenn man fällt – aber das Aufrichten und in die Richtung ziehen und zerren braucht dann doch einiges an Energie, sodass ich versuche, so wenig wie möglich mit dem Wüstensand in Kontakt zu kommen.

Dylan entwickelt Ergeiz und will unbedingt mit seiner 1150 GS auf den Dünenkamm. Dreht entschlossen am Gasgriff und gibt sich erst ganz kurz vor dem Dünenkamm geschlagen. Dabei buddelt er sein Moped so tief ein, dass erstmal ausgraben angesagt ist. Damit ist die Arbeit aber noch nicht erledigt. Sein Moped muss erst noch in die richtige Richtung für die Abfahrt gedreht werden. Eine 1150 GS mit etwas über 300 kg auf den Fußrasten an einer Sanddüne um 180° zu drehen ist auch für zwei mittelgroße Pfundskerle wie wir es ohne Zweifel sind nicht gerade eine Aufgabe, die man mehrmals am Tag machen möchte. Wir ziehen, zerren, fluchen leise und letztendlich haben wir es geschafft – die 1150 GS liegt mit dem Vorderrad Düne abwärts. Nun noch aufrichten.

Verspreche Dylan, dass er alleine sei, wenn er sein Moped an der Dünenabfahrt wieder umfallen lässt oder eingräbt. Er macht seine Sache aber gut und nach beherztem Drehen am Gasgriff steht das Moped kurze Zeit später wieder am Fuß der Düne.

Gönnen uns eine kleine Pause und etwas Erfrischung in Form von der Sonne erwärmten Wassers. Dann heißt es wieder das Gepäck aufrödeln und durch die Weichsandpassagen zurück auf die Straße, Reifendruck wieder erhöhen und weiter Muscat, der Hauptstadt Omans, entgegen.

Schaffen es an diesem Tag nicht Muscat zu erreichen, die Sandspiele haben unser heutiges Etappenziel in weite Ferne rücken lassen – was uns aber nicht groß kratzt, haben wir doch einen unvergesslichen Nachmittag im Sand an den Dünen verbracht. Sehr viel Spaß hatten wir noch dazu, was will man mehr.

Halten in der Dämmerung kurz an einem Restaurant am Straßenrand, essen etwas und biegen wieder in den Wüstensand ab, um ein geeignetes Nachtlager zu finden. Dies ist schnell gefunden, die Zelte ruckzuck aufgestellt und das Gefühl, hier ziemlich alleine auf der Welt zu sein stellt sich kurze Zeit später ein. Kein Laut ist mehr zu hören nachdem wir unsere Motoren ausgeschaltet haben. Weite wohin man sieht und kurze Zeit später hat sich auch der obligatorische Sternenhimmel in der Wüste eingestellt. Was braucht man mehr um eine angenehme Nacht zu verbringen?

Übernachten am Strand von Salalah.
Übernachten am Strand von Salalah.

Kalte Grenze und Kamele

26.12.2010

 

Um vom Jemen in den Oman einzureisen, muss man erstmal bergauf. Man fährt von Meereshöhe auf 1400 m an die Grenzstation. Die Einreise verläuft völlig problemlos und dauert alles in allem etwa zwei Stunden. Warum so lange, keine Ahnung. Das Carnet ist schnell abgestempelt, dann werden 52 US Dollar fällig für ein 30 Tage Visum. Danach heißt es warten. Die Papiere werden dann anstandslos mit Stempel und Unterschrift wieder ausgehändigt.

Nach den obligatorischen Fragen über unsere Route und Mopeds geht es auch schon auf die omanischen Straßen. Halte erstmal am Straßenrand und ziehe mir meine Handschuhe über, auf 1400 m ist es auch im Oman etwas frisch. Die ersten „Einheimischen“, denen wir auf der Straße begegnen, sind Kamele, die vor unseren Mopeds herlaufen und sich schwer entscheiden können wo sie von der Straße abgehen sollen. Verstehe dies als ersten Hinweis, vermehrt auf die freilaufenden Vierbeiner zu achten, auch auf die neben der Straße im Gebüsch, denke mal, das würde bei einem Zusammenstoß mehr prellen als nur meine Alu-Koffer.

Nach einer kurzen Orientierung machen wir die richtige Straße ausfindig und passieren ein paar Checkpoints. An diesen Checkpoints werden die Personalien aufgenommen und wir können weiter. Leider wird es schon etwas dunkel und wir können anhand der Umrisse nur erahnen, an welchen spektakulären Orten wir vorbei kommen. Unser heutiges Ziel heißt Salalah, eine kleinere Stadt am Meer. Die letzten 40 km werden uns verschwenderisch von Straßenleuchten ausgeleuchtet – mitten durch die Wüste.

In Salalah finden wir ein kleines Restaurant von einem Inder betrieben und stärken uns erst einmal. Auf die Frage, wo wir unser Zelt aufstellen könnten, werden wir an den örtlichen Strand verwiesen. Sollen uns dabei etwas auf der rechten Seite halten, da es schon mal vorkommt, dass zu später Stunde noch etwas Party angesagt ist. Dylan will noch kurz das Internet nutzen und wir werden in Strandnähe auf einen Club mit lauter Musik aufmerksam. Fahren ohne Berührungsängste auf den Parkplatz und trauen uns auch durch die Tür. Fallen etwas auf mit unseren Mopedklamotten, aber so richtig Notiz nimmt keiner von uns. Machen es uns an einem Tisch bequem und fragen nach dem Internet. So nach und nach werden ein paar Leute auf uns aufmerksam und die ersten Einladungen zu Drinks werden ausgesprochen.

Dylan begibt sich ins Internet und ich nehme eine Einladung von Amerikanern an, die auf einem vor der Küste liegenden Kriegsschiff Dienst tun und alle sechs Wochen den Hafen in Salalah anlaufen, um für ein paar Tage zu feiern und ihren Sold etwas zu schmälern. Danach geht es für die nächsten sechs Wochen wieder aufs Schiff.

Mit der Zeit wird der Besitzer des Clubs, ein Südamerikaner, auf uns aufmerksam und unsere Mopeds werden ausgiebig von ihm und ein paar Bekannten unter die Lupe genommen. Bilder werden gemacht und eine Einladung zum Mittagessen inklusive Getränke für den nächsten Tag ausgesprochen. Hatten zwar vor, am Morgen wieder auf der Straße zu sein, aber nach dem Mittagessen ist auch noch früh genug.

Später am Abend fahren wir runter zum Strand und zerren und schieben, bedingt durch den sehr weichen Sand, unsere Mopeds in die Ecke des Strandes, die uns zuvor empfohlen wurde. Stellen unser Zelt auf und lauschen dem Meeresrauschen.

Tags darauf nehmen wir die Einladung zum Mittagessen gerne an. Ich lasse mir ein sehr gutes Steak servieren, während Dylan sich mit indischem Essen verwöhnen lässt. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg durch die Wüste, der omanischen Hauptstadt Muscat entgegen.