Auf dem Weg - In Wort und Bild

40 Peru

Dunkle Wolken am Himmel, aber auch diese verziehen sich wieder
Dunkle Wolken am Himmel, aber auch diese verziehen sich wieder

Peru – der Norden

20.12.2013

 

So, neue Reifen sind aufgezogen, Ölwechsel gemacht, neue Spiegel angepasst, Mopedjacke geflickt und gewaschen, die Wunden geleckt – kein Grund also länger in Lima zu bleiben. Als ich am Morgen losfahren will, bemerke ich etwas wenig Luft im Vorderreifen. Klassiker, kann ja jetzt wohl wirklich nicht sein – sehe mich schon am Reifenflicken. Setze mich erstmal und nehme noch eine Tasse Kaffee zu mir. Irgendwie kann das jetzt nicht sein, neuer Reifen aufgezogen und schon wieder platt. Erinnere mich vage an den Gummi in der Ventilkappe und dass dieser schon etwas eingedrückt ist und eventuell etwas auf den Nippel im Ventil drücken könnte und so einen schleichenden Plattfuß verursachen könnte. Schraube die Ventilkappe am Vorderrad ab und entnehme den Dichtungsgummi im Innern der Kappe und schraube diese wieder auf das Ventil. Und wie sich in den nächsten Tagen herausstellt, war dies genau die Ursache, der Reifen hält dicht. Jetzt aber los, meine Tage in Lima sind gezählt.

In Barranca biege ich in die Berge ab, Canyon del Pato ist mein Ziel. Komme an weiteren Inkastätten und Sehenswürdigkeiten vorbei, aber nach Matcchu Pitcchu und ohne meine privaten Geschichtslehrer Katy und Greg, sind diese für mich nicht mehr so interessant und ich fahre an ihnen vorbei. Bei der einen oder anderen muss ich über das Gelände fahren, brauch so nicht mal anhalten und absteigen und hab einen guten Überblick von meinem Moped aus.

Den Canyon del Pato kann ich jedem empfehlen, es geht durch eine enge Schlucht durch unzählige kleinere und größere natürliche Tunnel im Gestein. Das GPS kann man hier vernachlässigen, gibt eh nur einen Weg, und durch die engen Wände fällt der Empfang öfter aus. An den Tunneln ist etwas Vorsicht geboten, diese sind nicht beleuchtet und die LKW's füllen die komplette Breite aus. Also am Tunneleingang erstmal langsam machen, hupen und schauen ob ein Licht entgegen kommt. Danach kann man sich vorsichtig vorantasten und hoffen, der entgegenkommende LKW ist so freundlich und wartet am anderen Tunneleingang, bis man selbst durch ist.

Stelle mein Zelt etwas abseits am Fluss für den Abend auf und werde mit unzähligen Sandfliegen belohnt. Bin bald im Zelt und hoffe die Sandfliegen am nächsten Morgen nicht mehr anzutreffen. Der Plan geht auf und kurze Zeit später bin ich in Tablones, meinem vorgesehenen Tankstopp. Jo, wie das dann so ist, hat genau diese Tankstelle in Tablones keinen Sprit für mich zur Verfügung. Komme in etwa noch 100 km mit dem übrigen Sprit im Tank. Die nächste Tankstelle in den Bergen, wo ich eigentlich hin will, ist in etwa 120 km weit weg – an die Küste nach Chimbote sind es nur 70 km. Bin erst versucht in die Berge zu fahren, als mir der Tankwart aber versucht zu erklären, dass es da vielleicht auch keinen Sprit gibt – zumindest verstehe ich seine Gesten so – mache ich mich auf an die Küste.

Nachdem der Spritvorrat wieder beruhigende Dimensionen angenommen hat und mir Huanchaco an der Küste mehrfach empfohlen wurde, bin ich da gegen Mittag zu finden. Muss aber zu meinem Bedauern feststellen, dass das Stranddorf nicht zu mir passt. Party- und Surferdorf, dementsprechend volle Strände, laute Musik überall – leider nicht so nach meinem Geschmack. Finde ein kleines Restaurant und nach einem guten Mittagsmahl bin ich auch schon wieder auf dem Weg in die Berge. Geht auch gleich wieder bergan auf einem gut ausgebauten Sträßchen. Ab Cajamarca wird das Sträßchen etwas besser – sprich unbefestigt und es geht wieder mal über die Waldgrenze hinaus. Bei knapp 4000 m ist aber auf dieser Strecke Schluss mit Höhenmeter. Kurve an Kurve, keine Zeit zum Verschnaufen, geschweige denn die Gegend ausreichend zu bestaunen. Fahre öfter rechts ran um der Umgebung meinen Respekt zu zollen – grandios fällt mir dazu ein.

In Keymebamba besuche ich ein Museum, bin ja kein so Museumsbesucher, aber dieses zieht mich an – sollen Mumien zu sehen sein. Das Gelände macht einen guten Eindruck und ich stehe erstmal vor einem verschlossenen Tor. Denke mir, ist heute nicht geöffnet, als mir die Klingel am Torpfosten auffällt. Klingle und warte erstmal ab. Klingle nochmals und da kann ich dann auch schon jemand auf das Tor zulaufen sehen. Wie selbstverständlich öffnet er eine kleine Durchreiche in der Mauer und gibt mir den Ticketpreis bekannt. Überlege kurz, Mumien, also los. Und dann das, vor der Tür zum eigentlichen Museum sehe ich ein Schild – keine Fotos im Gebäude. Der Pförtner passt auch auf das ich keine Kamera mit rein nehme und zeigt mir die Richtung, in die ich im Museumsgebäude laufen soll. Hätte er sich sparen können, ist gut sichtbar ausgeschildert. Bin zu meiner Überraschung der einzige Besucher in der Zeit. Kann mich frei bewegen. Ein paar Mumien sind auch da, wenn auch nicht so gut sichtbar und meist auch noch eingewickelt in ihre Sterbegewänder. Tiermumien sind auch vereinzelt zu sehen – ob mir allerdings die zur Tasche umfunktionierte Katze gefallen hätte, ist fraglich. Aber der Museumsbesuch macht mir Spaß und bin länger da als ich eigentlich vorgehabt hatte – keine Fotos machen zu dürfen ist das Einzige, was mir den Besuch ein wenig verleidet. Wieder draußen ist weit und breit nichts zu sehen von dem Pförtner der mich rausgelassen hat. Gehe erstmal zum Eingang zurück und stehe etwas ratlos auf dem Rasen herum. Rufe, keine Reaktion. Nach ein paar Minuten fällt mir ein Klingelknopf neben der Tür auf, drücke drauf – der Türöffner. Die Tür springt auf, ich sammle meine Sachen neben dem Eingang ein und schließe die Tür hinter mir. Fahre noch ein paar Meter nach Keymebamba, nehme mein Mittagessen ein, antworte auf Fragen zu meinem Moped und meiner Tour und bin dann wieder auf der Straße gen Norden. Kurz hinter Keymebamba kommt mir eine KTM Superenduro entgegen. Mache etwas langsamer, bin mir nicht sicher, ob mein Gegenüber auch Interesse hat anzuhalten. Nach kurzer Zeit kommen sie aber wieder um die Kurve zurückgefahren, Andy und Ellen, zwei Neuseeländer. Der übliche Austausch von Informationen und Fragen nach der jeweiligen Tour folgen. Ellen und Andy sind vor allem daran interessiert, ob die Strecke, von der ich gekommen bin, frei ist, da bis vor ein paar Tagen Erdrutsche noch den Weg versperrt hätten. Nachdem ich ihnen sage, dass ich zwar an einigen Räumungstrupps vorbei gekommen bin, die Straße aber wieder frei wäre, sind beide erleichtert und nachdem sie mir ein paar Tipps für meine Richtung mit auf den Weg gegeben haben, geht es auch schon wieder weiter.

Der Gocta-Wasserfall und die Pueblo Muertos waren meine weiteren Anfahrpunkte auf meinem Weg in den Norden. Den Gocta-Wasserfall kann man sich anschauen, zumindest die Umgebung ist sehenswert. Zu dem Wasserfall ist aber ein kleiner Fußmarsch nötig – ich brauchte etwa 2 ½ Stunden dahin und musste kurz vorher abbrechen, da der Weg dahin ziemlich feucht und schlammig war. Man sah den Wasserfall aber schon von weitem und so hab ich mich mit einem Bild von etwas weiter weg begnügt. Der Rückweg dauert genauso lang wie der Hinweg. Durch einen Wald, über grüne Hügel, Wasser nicht vergessen – die schwüle Hitze fordert ihren Tribut. Alles in allem eine gute Tageswanderung – hin und zurück.

Die Pueblo Muertos kann man sich auch ansehen. Von dem Tickethäuschen bis zu dem Dorf ist ein halbstündiger Fußmarsch zurück zu legen. Geht etwas bergan – wie meist bei den Inkastätten – der Ausblick ist dann aber unbezahlbar. Die Pueblos sind auch nicht so überlaufen von Touristen und man kann zwischen den Hütten immer mal wieder ein Lama erspähen. Jetzt nicht so imposant wie Matcchu Pitcchu, aber auf jeden Fall sehenswert.

Ellen und Andy haben mir einen Grenzübergang im Norden empfohlen und so bin ich entgegen meinem ursprünglichen Plan, nochmals an die Küste zu fahren und von da aus nach Ecuador die Grenze zu überqueren, auf dem Weg nach Namballe im Norden Perus. Mache nochmals Halt in San Ignacio – brauche Internetzugang um mich mit Martin, einem Engländer mit dem ich durch Tibet und China gefahren bin, und seiner Familie zu verabreden. Martin lebt mit seiner Familie seit etwa zwei Jahren wieder in einem kleinen Städtchen namens Montanita an der Küste Ecuadors.

Meine letzte Nacht in Peru wird eine der wärmsten Nächte, die ich in Peru hatte, der Ventilator läuft die ganze Nacht. Hoffe in Ecuador werden die Nächte wieder kühler – was nicht wirklich eintrifft, wie ich die nächsten Tage erfahren soll. Ecuador, schau mer mal wie es da ausschaut – freu mich drauf.

Reifenwechsel auf der Schnellstraße.
Reifenwechsel auf der Schnellstraße.

Lima – Reifenplatzer und “Straßenkampf”

05.12.2013

 

Geoff, ein Engländer mit einer 1150 GS, den ich in Cusco kennen gelernt habe und ich fahren an der Küste entlang Richtung Norden, Lima entgegen. Reifen sind bei mir mal wieder fällig und Touratech Peru hat zu meiner Freude auf meine Mail geantwortet und mir mitgeteilt, dass sie meinen bevorzugten Reifen, den Continental TKC80 auf Lager haben – sonst hätte ich einen Bogen um Lima gemacht.

Soll aber noch etwas dauern bis wir ankommen. Suchen uns gerade eine Unterkunft, als Geoff mir mitteilt, dass sein Hinterreifen Luft verliert. Ein etwa 4 cm langer Nagel trägt daran die Schuld. Geoff fährt Schlauchlosreifen, und da sollte eine Reparatur keine Probleme bereiten. Der Reifenflicker, den Geoff anfährt, hat aber keine Ahnung wie man das macht so ohne Schlauch. Geoff lässt sich den Luftdruck etwas erhöhen und wir kommen in einer nahe gelegenen Unterkunft unter. Schlafen erstmal eine Nacht drüber – Geoff hat die Hoffnung, dass die Luft hält. Tut sie aber nicht. Da Geoff nicht zu dem Reifenflicker zurück will, machen wir uns selbst ans Werk. Merke ziemlich schnell, das Geoff keine Ahnung hat wie man einen Schlauchlosflicken einzieht – ich leider auch nicht, fahre nur mit Schlauch. Schaue mir das alles Mal etwas genauer an und komme irgendwie dahinter, wie das funktionieren könnte. Mit vereinten Kräften ist der Hinterreifen kurz danach geflickt. Das Aufpumpen gestaltet sich aber etwas langatmig. Da Geoff seine Gaspatronen zum Aufblasen des Reifens auf seinem letzten Flug im Handgepäck hatte, durfte er diese direkt am Flughafen vor den Augen der Beamten entsorgen. In Südamerika hat er leider keine organisieren können. Und so kommt mal wieder meine ordinäre Fahrradpumpe zum Einsatz – in Lima kauft sich Geoff dann ebenfalls eine. Nachdem die Luft im Reifen ist, genehmigen wir uns ein Kaffee und als Geoff feststellt, dass der Luftdruck hält, sind wir auf dem Weg nach Lima. Es sind nur noch etwa 50 km zu fahren. Dann passiert es – ein Reifenplatzer am Hinterrad. Passiert aus heiterem Himmel, bei etwa 90 km/h. Hab meine Füße gerade noch von meinen Fußrasten genommen um sie etwas auszustrecken, als mein Moped plötzlich ohne Vorwarnung nach links und rechts ausbricht. Habe alle Hände voll zu tun um mein Moped irgendwie aufrecht zu halten – gelingt mir leider nicht. Kann mich noch erinnern, dass ich gedacht habe, das schaffst Du noch, als der vermeintlich letzte Schlenker kam, den ich nicht mehr abfangen konnte. Wenigstens die Geschwindigkeit war nicht mehr so hoch und Geoff konnte ausweichen und sein Moped etwas weiter die Straße runter zum Stehen bringen.

Falle auf meine linke Seite und schlittere auf dem Asphalt entlang, bevor ich wieder auf die Füße komme und zu meinem Moped gehe, das etwas weiter weg auf der Fahrbahn liegt. Erinnere mich noch, dass wir kurz zuvor einen Konvoi mit LKW's überholt haben bevor es passierte, und jetzt bemerke ich den großen LKW hinter mir, zum Glück hat der Fahrer ihn zum Stehen gebracht und so die Fahrbahn blockiert. Noch bevor ich richtig denken kann hebe ich mein Moped von der Fahrbahn auf uns schiebe es auf den Seitenstreifen. Sammle ein paar Ausrüstungsgegenstände, die es auf die Straße verteilt hat, auf und bedanke mich bei dem LKW-Fahrer, der, nachdem er sich nach meinem Befinden erkundigt hat, weiterfährt. Geoff ist inzwischen auch wieder ein Stück zurückgefahren und hilft mir mit meinem Moped. Wir sind uns einig, wenn der Reifenplatzer einen Augenblick früher passiert wäre, während wir die LKW's überholt haben, hätte alles viel schlimmer ausgehen können als nur mit ein paar Kratzern. Meine Hände zittern noch etwas.

Schadensaufnahme – kein Blut, Öl, Wasser oder andere Flüssigkeiten auf der Fahrbahn zu sehen, das ist schon mal ein sehr gutes Zeichen. Fahrer und Maschine dicht. Mopedanzug an der Schulter und Hüfte etwas aufgeschürft, Helm hat ein paar neue Kratzer, beide Spiegel unbrauchbar, linker Seitenkoffer hat etwas mehr Charakter sprich Kratzer, Gurte zur Befestigung meines kleinen Ersatzkanisters am linken Seitenkoffer abgeschürft, Tank etwas angekratzt aber dicht, platter Hinterreifen – denke das wars, wieder mal Glück im Unglück. Setze mein Moped auf einen der Alu-Koffer auf, um meinen Hinterreifen zu begutachten und finde auch einen Übeltäter für das, was geschehen ist. Ein etwa 6 cm langer Nagel hat seinen Weg in meinen Hinterreifen gefunden – schöne Blamage, immer wenn es gerade nicht so passt.

Meinen Schlauch kann ich auch vergessen, das Ventil hat es wieder abgeschert. Aber der Mantel sieht noch gut aus und sollte mich nach dem Schlauchwechsel noch nach Lima bringen können. Mache mich mit Hilfe von Geoff an die Arbeit den Schlauch zu wechseln. Felge ausbauen, Mantel abziehen, Schlauch raus – das Ventil hat es auf fast den halben Umfang lang aufgerissen, nix mit flicken. Ziehe den neuen Schlauch rein, montiere alles wieder zusammen und als der Reifen Minuten nachdem ich ihn aufgepumpt habe immer noch die Luft hält, biege ich meinen Lenker etwas hin, packe alles auf mein Moped und Geoff und ich fahren gemächlichen Tempos weiter Richtung Lima.

Wie immer passiert mir so was meist an einem Wochenende. Nichts weltbewegendes, aber da die Läden übers Wochenende meist nicht offen haben, dauert alles mal wieder ein paar Tage länger. Quartieren uns erstmal im Zentrum Limas in einem Hostel ein, unsere Mopeds finden Platz in der Lobby. Freitagnachmittag – vor morgen kann ich nichts mehr organisieren.

Schon auf dem Weg zum Zentrum zu unserem Hostel bekommen Geoff und ich einen ersten Eindruck von dem Verkehr in Lima. Wir werden mehrmals einfach abgedrängt, geschnitten, einfach zur Seite gedrückt – Berührungen werden da einfach in Kauf genommen. Hab das in solch einer intensiven Aggressivität noch nie erlebt auf meiner bisherigen Tour, geschweige denn in meinem gesamten Leben auf dem Moped, und hoffe dies in der Form auch nicht mehr erleben zu müssen.

Das was ich in den folgenden Tagen mit meinem Moped auf den Straßen im Zentrum Limas erlebe, fühle ich mich versucht als Krieg zu bezeichnen. Wirklich, da wird eine Verletzung eines “kleineren” Verkehrsteilnehmers billigend in Kauf genommen, zumindest habe ich das starke Gefühl dafür. Besonders die Busse und Taxis verhalten sich so als wären sie die einzig “wahren Helden” auf den Straßen. Viele Leute auf der Tour sagen mir, dass auf den Straßen Indiens das reine Chaos herrscht – aber nach Lima frage ich dann immer zurück, ob sie denn schon im Zentrum Limas Moped gefahren sind. Im Zentrum Limas fühlte ich mich auf dem Moped weitaus unbehaglicher als in meiner gesamten Zeit in Indien, und ich war drei Monate und einen Tag in Indien unterwegs. Aber zurück zum Thema.

An diesem Samstag ist mein erster Tag auf den Straßen im Zentrum Limas, und den werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Mache mich vom Hostel aus auf den Weg, um Touratech Peru zu besuchen und die Reifenanfrage abzuklären. Gelange von der Lobby direkt auf eine Nebenstraße im Zentrum Limas und stehe erstmal. Kein durchkommen, auch nicht mit Moped – alle kleineren Lücken werden auch von den Vierrädern zugestellt. Habe auf den ersten Metern gleich mal drei Querstraßen zu kreuzen. Problem dabei, diese Kreuzungen werden mit Ampeln geregelt. Da eh schon alles in meiner Straße zugestellt ist, warum soll es denn nicht auch so auf den anderen Straßen der Umgebung sein. Da der gesamte Verkehr schon eine ganze Weile nicht vorwärts kommt, werden die Verkehrsteilnehmer so langsam ungehalten und auch die Aggressivität nimmt zu. Nachdem ich schon drei Grünphasen an einer Ampel aussitzen musste weil die Fahrer der kreuzenden Straße auch bei Rot einfach weiter in die Kreuzung einfahren, platzt mir der Kragen. Bei der nächsten Grünphase zwänge ich mich mit einem Messer zwischen den Zähnen zwischen den Autos durch. Es kommt dabei auch zu Berührungen, interessiert hier aber nicht wirklich jemanden. Kurz bevor ich mich vollständig von der Kreuzung machen kann, steht wieder alles. Mein Heck steht noch etwas in der Kreuzung. Mach den Motor aus und warte die nächste Grünphase ab. Ein Taxifahrer hinter mir hat anscheinend was dagegen und fährt einfach auf, denke noch, das war ein Versehen weil er jetzt auch mitten in der Kreuzung steht. Aber nein, er schiebt mich einfach weiter von der Kreuzung. Kann gerade noch einlenken, sonst hätte er mich auf das Auto vor mir gedrückt. Sehe ihm ins Gesicht, interessiert ihn aber nicht wirklich und schlimme spanische Wörter zur Beleidigung habe ich noch nicht in meinem Wortschatz – das wird sich die Tage aber ändern schwöre ich mir. Bin etwas ungehalten und zeige ihm meinen Mittelfinger.

Das scheint er auch ohne Worte zu verstehen und er schreit mir ungehalten irgendwas auf Spanisch aus seinem Taxi entgegen. Lächle ihn an und gebe ihm zu verstehen, dass ich kein Spanisch spreche. Er schreit weiter, ich ignoriere ihn. Irgendwann geht auch das mal zu Ende und nach weiteren Grünphasen geht es doch tatsächlich langsam weiter.

Brauche für die ersten ca. 300 m vom Hostel weg sage und schreibe über 30 Minuten. Kein Witz, und laut meinem GPS ist mein Zielort noch ca. 18 km weiter südlich. Na das sind doch mal Aussichten. Kann aber meine Reisegeschwindigkeit erheblich erhöhen und nach ca. 1 Stunde und 45 Minuten stehe ich vor den Toren von Touratech Peru. Innes bietet mir erstmal einen Kaffee an.

Leider sind meine Erfahrungen mit dem Verkehr nicht die Ausnahme sondern eher die Regel, wie ich von Innes erfahre. Bin aber nicht hier, um mit Innes über den Verkehr Limas zu reden. Die Reifen hat sie für mich bereitgestellt und gibt mir auch gleich eine Adresse, wo ich meine Reifen wechseln lassen kann und auch meinen Ölwechsel selbst durchführen kann. Nachdem ich Innes von meinem Reifenplatzer erzählt habe und ihr meine Abschürfungen am Mopedanzug zeige, gibt sie mir eine Adresse, wo ich diesen wieder reparieren lassen kann. Adressen, wo ich einen verstärkten Schlauch für meinen Hinterreifen, Bremsbeläge, Rückspiegel, Ölfilter und Öl bekommen kann, hat sie auch für mich auf Lager. Das Wochenende muss ich leider noch abwarten, da es jetzt eh schon Samstagnachmittag ist und die Läden ab dem Samstagnachmittag geschlossen haben – ab Montag ist dann die Jagd nach den Ersatzteilen offiziell eröffnet. Ein Hostel in der Nähe von Touratech Peru empfiehlt sie mir auch noch und so ziehen Geoff und ich am Sonntag um – da sich mit den Terminen auch mein Aufenthalt in Lima verlängert hat, hat sich Geoff am Dienstag wieder auf den Weg gemacht. Er hat in ein paar Wochen eine Überfahrt mit einem Schiff von Cartagena, Kolumbien nach Panama gebucht und wollte nicht unter Zeitdruck geraden.

Der Montag wird genauso ein Abenteuer was die Teilnahme am Straßenverkehr anbelangt wie die Tage zuvor. Bin am Ellenbogen ausfahren wo es nur geht, Berührungen und Kratzer inklusive. Am Abend habe ich alle Teile organisiert und die Termine für die Reparatur meiner Mopedjacke wie auch für die Wartungsarbeiten und Reifenwechsel an meinem Moped abgesteckt. War noch nie so erledigt nach einer “Stadtrundfahrt” auf dem Moped wie an diesem Montagabend.

Die nächsten Tage verbringe ich mit Reifenwechsel, Ölwechsel, Bremsbelagwechsel, Mopedjackereparatur und mein Tagesrucksack bekommt auch einen kleinen Flicken verpasst. Das Wechseln der Rückspiegel erweist sich ein wenig schwerer als erwartet. Der linke Spiegel lässt sich nur sehr schwerfällig herausschrauben. Gelingt nur nach einer Behandlung mit dem Wundermittel WB40, und trotzdem muss ich danach feststellen, dass das Gewinde am Lenker zerbröselt ist. Das Gewinde vom neuen Spiegel lässt sich einfach so einstecken und hat dann auch noch etwas Spiel. Wäre auch zu einfach gewesen. Was nun, hätte schon gerne einen linken Rückspiegel am Moped. Schlafe erstmal eine Nacht drüber. Manche Dinge lassen sich oftmals am nächsten Tag einfacher lösen. Und siehe da, ich schlendere gerade im nahe gelegenen Supermarkt durch die Regale und werde auf einen Zweikomponentenkleber, laut Beschreibung auch für Metall geeignet, aufmerksam. Etwa 5 Euro der Preis, da kann ich ja nicht viel kaputt machen. Zurück am Hostel säubere ich erstmal das Loch am Lenker wo vorher das Gewinde war und rühre den Kleber an. Fülle das Loch mit dem Kleber und drücke den Rückspiegel hinein und in Position, halte alles ein paar Minuten fest, bis ich denke, dass der Kleber etwas hart geworden ist. Verstreiche die Überreste ein wenig und am nächsten Morgen bin ich überrascht vom Ergebnis. Hält bombenfest, soweit meine erste Einschätzung – alles weitere werden die nächsten Fahrtage bringen.

Wie sich herausstellt, nimmt die Reparatur meiner Mopedjacke ein paar Tage länger in Anspruch. Eine Kautschukfabrik ist in dem gleichen Block abgebrannt wo auch mein Laden, der mir die Jacke reparieren soll, zu finden ist. Die Fabrik ist an dem Tag ausgebrannt als ich die Jacke zur Reparatur vorbeibrachte. Hatte schon Kilometer vorher den Geruch in der Nase und sah die schwarzen Rauchwolken am Himmel – musste dann auch noch einen Umweg fahren. Jedenfalls war der Strom in dem Block zur Sicherheit abgestellt worden und keiner konnte genau sagen, wann der Strom wieder eingeschaltet wird. Nun, zwei Tage später wie vereinbart, konnte ich meine Jacke wieder abholen und einer Weiterfahrt in den Norden Perus steht somit nichts mehr im Wege.

Matcchu Pitchhu, das Besuchermagned in Südamerika schlechthin.
Matcchu Pitchhu, das Besuchermagned in Südamerika schlechthin.

Cusco – Ausgangspunkt Macchu Picchu

27.11.2013

 

Cusco – Matcchu Pitcchu – Cusco, so die Strecke, wird bestimmt spannend in den kommenden Tagen. Wie verabredet treffe ich mich mit Katy und Greg im Estrellita Hostel. Das Estrellita Hostel ist unter den Moped- und Fahrradfahrern gut bekannt und dementsprechend sind immer ein paar Moped- und/oder Fahrradfahrer da. Die Gemeinschaft ist vorbildlich und man wird mit aktuellsten Infos für die weitere Tour in Südamerika versorgt. Die Eigentümer erlauben auch Wartungsarbeiten am Moped während dem Aufenthalt. Die paar Stufen, die es am Eingang zu überwinden gibt, werden mit einer Planke abgedeckt über die man dann mit dem Moped fährt. Für einige der Mopedfahrer stellt diese Planke ein fast unüberwindbares Hindernis dar. Werde ein paar mal Zeuge von fast Dramen – wenn die Füße keinen Bodenkontakt mehr haben wenn es auf die Planke geht ist der Klassiker, viele geraten ein wenig in Panik und ziehen aus Verzweiflung auch mal die Kupplung statt kurz etwas mehr am Gasgriff zu drehen. Aber zurück zum Thema.

Katy und Greg haben auch mir das Ticket für Matcchu Pitcchu organisiert, dazu noch ein Ticket für den gleichnamigen Berg der da auf dem Gelände herumsteht - einem Besuch steht nun nichts mehr im Wege. Das Ticket muss online oder an einem der Verkaufsstellen im Vorfeld gekauft werden. Man muss angeben an welchem Tag man Matcchu Pitcchu besuchen möchte und dementsprechend wird dann das Ticket ausgestellt – immer vorausgesetzt das Tageslimit an Tickets wurde an dem gewünschten Tag noch nicht erreicht. Kann schon mal zu ein paar Tagen Wartezeit kommen in der Hochsaison. Man kann auch innerhalb des Geländes die umliegenden Berge erklimmen – muss dafür aber ein extra Ticket kaufen. Kommt aber so zu der Chance, Matcchu Pitcchu aus einer Perspektive zu erblicken, die man überall auf der Welt in den Reiseführern oder Broschüren über Matcchu Pitcchu sehen kann. Hab mir länger überlegt ob ich Matcchu Pitcchu besuchen soll, den Besuchermagnet von ganz Südamerika. Konnte mich zu Anfang mit den zu erwartenden Touristenmassen nicht so recht anfreunden. Aber das Touristenhighlight Südamerikas wollte ich mir dann doch nicht entgehen lasen.

Nach einer Nacht im Estrellita Hostel machen wir uns auf den Weg. Die Planke über den Stufen stellt für uns kein Problem dar und nach einem kurzen Dreh am Gasgriff stehen wir auch schon mitten im Stadtverkehr. Kämpfen uns durch, und kurz nach Cusco steigt die Straße stetig an, es geht mal wieder über die 4000 m Marke und kratzt ganz knapp an der 5000 m Marke – kleiner Nachteil, es fängt an zu regnen und auf dieser Höhe bedeutet Regen auch gleich Kälte. Halten kurz und streifen unser Regenzeugs über. Kurz vor der Passhöhe kommt noch Nebel dazu. Aber irgendwann ist auch das geschafft und mit jedem Meter abwärts wird es auch wieder wärmer an den Fingern. Unterwegs kommen wir in Ollantaytambo vorbei und besuchen die dortige Inkastätte. Ich bekomme hier einen kleinen Eindruck über die Bauweise und vor allem “das Aussuchen” der Bauplätze für die Inkastätten. Meist ist ein Berg involviert, im Besonderen bei Matcchu Pitcchu, der dann auch von den Touristen bestiegen werden muss. Komme ich anfangs noch außer Atem und verfluche im Stillen die Bauplätze der Inkas – ändere ich meine Meinung nachdem ich ein paar der Inkastätten besucht habe. Schlägt sogar in Bewunderung um, geile Bauplätze mit meist grandiosem Ausblick. Einzig das Baumaterial anschleppen muss mühsam gewesen sein. Das Besteigen der Hügel hat auch den Vorteil, dass da die Touristen selektiert werden. Je höher man kommt umso weniger Touries trifft man. Waren schon schlau die Inkas. Wenn ich dann den Ausführungen von Katy folge – sie ist in Frankreich Lehrerin für Geschichte und Kultur an einer Uni und hat dementsprechend Interesse an der Geschichte und Kultur der Inkas – schlägt meine Meinung oft in Ehrfurcht um. Die Inkas haben für jeden ihrer Bauten und Plätze eine Erklärung und sich etwas dabei gedacht, warum sie gerade da bauen wo sie gerade bauen – auch bei Matcchu Pitcchu. War nie der Interessierteste im Geschichtsunterricht an der Schule, aber bei einem so praxisnahem Unterricht mit einer begeisterten Lehrerin wie Katy macht es echt Spaß und ich bin ein aufmerksamer Zuhörer.

Fahren von Ollantaytambo noch etwas Matcchu Pitcchu entgegen – im Regen, der Nebel hat sich verzogen. Wir kommen an Schneeflächen vorbei und sind froh als es wieder bergab geht. Die Handschuhe sind zwar noch feucht, hab aber nicht mehr so das Gefühl als halte man sie in eine Gefriertruhe. Unterwegs kommen wir an einer Hospetaje vorbei und da uns unterwegs noch nichts sonst aufgefallen ist, wo man übernachten könnte, halten wir an, um nach dem Preis zu fragen. Dauert etwas bis sich der Besitzer zeigt, werden uns einig und beziehen unsere Zimmer – kalte Dusche inklusive, warmes Wasser vielleicht morgen. Etwas weiter die Straße zurück finden wir was für unseren Gaumen an einer LKW “Raststätte” - kleine Holzhütte mit riesigem Parkplatz für die LKW's und überschaubarem Angebot an Essen. An diesem Abend wird es Huhn mit Pommes.

Morgens werden wir nach einem wahren Fotomarathon von dem Besitzer der Hosptaje verabschiedet und nach kurzer Fahrzeit stehen wir am Abzweig zu Santa Teresa. Ab hier geht es auf unbefestigter Straße weiter. Ab und an wirklich spektakulär an Felswänden und Abgründen entlang. Nach ca. 30 km sind wir zu Mittag in Santa Teresa. Ab hier kann man sich per Taxi und Eisenbahn zu Matcchu Pitcchu bringen lassen – eine etwas teure Variante. Wir haben uns für die Low-Budgetversion entschieden. Dazu fahren wir zu der “Hydrohydraulika” ein paar Kilometer hinter Santa Teresa und stellen unsere Mopeds bei einem Arbeiter unter, der sich darauf spezialisiert hat Fahrzeuge von Touristen an seiner Hütte aufzunehmen – für einen kleinen Obolus selbstverständlich. Katy, mit ihrem Charme, kann den Preis noch etwas verhandeln. Unsere Ausrüstung können wir ebenfalls in seiner Hütte zurücklassen und so packen wir nur unsere Tagesrucksäcke und machen uns auf. Kurz nach der Hydrohydraulika befindet sich der Bahnhof für den Zug nach Aqu Calientes. Von den Engländern erbaut und die einzige fahrbare Verbindung zu Aqua Calientes in der Nähe von Matcchu Pitcchu – ja es dauert noch etwas, bis wir Matcchu Pitcchu zu sehen bekommen. Da das Ticket für die etwa 45 minütige Bahnfahrt unser Budget etwas belasten würde, entscheiden wir uns für die physikalische Variante und laufen los. Man kann sich direkt an die Bahnschienen halten bis kurz vor Aqua Calientes. Der Zug fährt da durch einen Tunnel und der Fußweg wird etwas umgeleitet. Der die Dauer des ganzen Aufstieg variiert je nach Ausdauer, wir haben bis Aqua Calientes etwa 2 ½ Stunden gebraucht und sind gerade rechtzeitig vor dem Dunkel werden da. In Aqua Calientes gibt es Unterkünfte für jede Preisklasse und wir entscheiden uns für die günstigere.

Matcchu Pitcchu öffnet seine Pforten morgens um 06.00 Uhr zum Sonnenaufgang und von Aqua Calientes kann man den Bus bis zum Eingang nehmen. Wir überlegen etwas, da wir aber den Berg Matcchu Pitcchu besteigen wollen, entscheiden wir uns für den Bus hin bis zum Eingang und zurück dann per pedes nach Aqua Calientes. Stehen um 05.30 Uhr in der Reihe für den Bus und über Serpentinen geht es schließlich dem Eingang zu Matcchu Pitcchu entgegen. Werden direkt am Eingang laufen gelassen. Nachdem das Ticket kontrolliert ist, Reisepass wird hierfür abgefragt, stehen wir auf dem Gelände von Matcchu Pitcchu. Ich bin schon nach dem Eingang von der Größe der Anlage überrascht und auch etwas froh darüber – verlaufen sich doch so die Touristenmassen auf dem Gelände. Da der Berg, auf den wir wollen, seine Pforten erst um 07.00 Uhr öffnet, schauen wir uns schon mal etwas in der Anlage um. Kurz nach dem Eingang befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem man sein Bild von Matcchu Pitcchu machen kann, das einem den Eindruck vermittelt es schon mal gesehen zu haben – jeder macht ein Bild von diesem Aussichtspunkt, wirklich jeder. Vom Sonnenaufgang bekommen wir leider nicht soviel mit, Nebel und tief hängende Wolken sind dafür verantwortlich. Um 07.00 Uhr machen wir uns auf, den Berg Matccu Pitcchu zu besteigen. Über Stufen und Steintreppen geht es stetig nach oben, hört sich jetzt nicht so spektakulär an. Kann euch aber berichten, dass viele Touries auf der Strecke umgekehrt sind. Wenn es ziemlich senkrecht die Stufen hochgeht und es rechts steil bergab geht, dann ist man fast am Ziel. Wir halten durch, sind aber dementsprechend geschafft bei unserer Ankunft auf der Gipfelplattform. Grandiose Aussicht auf Matcchu Pitcchu wie auch schon auf dem “ Weg nach oben ”. Kommen zur rechten Zeit oben an, nach etwa einer Stunde ziehen unter uns Wolken auf und bedecken die Sicht auf Matcchu Pitcchu. Den Trail kann ich jedem empfehlen der gut bei Fuß ist und Ausdauer hat – es geht zum Schluss wirklich fast senkrecht nach oben – die Aussichten unterwegs und die Aussicht oben entschädigen aber für alles. Der Rückweg geht ziemlich in die Kniegelenke.

Bleiben noch etwas oben und machen uns dann an den Rückweg, gibt noch einiges zu sehen auf dem Gelände. Wieder unten am Matcchu Pitcchu legen wir uns erstmal auf den Rasen – der Aufstieg war doch etwas anstrengend– würde ich nie direkt zugeben, ist aber so.

Fasziniert sehe ich mir die Bauweise an und bin echt beeindruckt. Die Steine werden Millimeter genau aufeinander angepasst und zusammengelegt – die Fuge dazwischen ist oft keinen Millimeter breit. Wenn man bedenkt wie lange die Anlage schon steht, kann man die Bauweise ohne Zement getrost als nachhaltig bezeichnen. Denke Steinmetz war zu der Inkazeit ein lukrativer Beruf.

War ich anfangs skeptisch, ob ich Matcchu Pitcchu überhaupt besuchen soll auf meiner Südamerika Durchquerung, bin ich heute der Meinung, dass Matcchu Pitcchu auf dem Besuchsprogramm für Peru auf keinen Fall fehlen darf – sollte ich Peru nochmals besuchen ist Matcchu Pitcchu auf jeden Fall wieder auf meiner Liste.

Am späten Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Aqua Calientes und beim Abstieg höre ich seltsame Geräusche von meinen Knien. Die sind froh als wir in Aqua Calientes ankommen, wo wir uns umgehend einen Pisco Saur bestellen – bleibt nicht bei einem, so anstrengend war die Tour zu Matcchu Pitcchu. Bleiben die Nacht in Aqua Calientes und am nächsten Mittag sind wir wieder zurück bei unseren Mopeds. Organisieren etwas unsere Ausrüstung, schnallen alles an den Mopeds fest und sind wieder auf dem Weg zurück nach Cusco.

Diesmal haben wir etwas mehr Glück mit dem Wetter und werden erst auf den letzten Metern zu unseren fast 5000 Höhenmetern vom Regen eingeholt. Da es kurze Zeit später auch schon wieder bergab geht, müssen unsere Hände dieses Mal nicht so lange leiden. Besuchen auf dem Rückweg noch eine Inkastätte, wo sich jemand für meine am Moped zurückgelassene Sonnenbrille begeistern konnte und sie an sich genommen hat – wünsche ihm auf diesem Wege viel Spaß damit.

Zurück in Cusco am Estrellita Hostel sortiere ich meine Ausrüstung und sondiere meinen Weg nach Lima. Katy und Greg organisieren ihre Verschiffung nach Japan in 2014. Hier trennen sich nun unsere Wege wieder. Hat Spaß gemacht mit den beiden unterwegs zu sein, vor allem der praxisnahe Geschichtsunterricht wird mir fehlen. Für Katy und Greg geht es von hier aus erstmal in den Süden, Patagonien entgegen – für mich geht es weiter in den Norden Südamerikas.

Geoff, ein Engländer, ist auch gerade am Estrellita Hostel abgestiegen und er hat sich für die Luxusvariante nach Matcchu Pitcchu entschieden und nimmt den Zug von Cusco aus. Sein Moped lässt er in der Zeit am Hostel stehen. Nach zwei Tagen ist er wieder zurück und lässt sich nicht davon abbringen mit mir nach Lima zu fahren.

Die Straße über Negromayo nach Lima wurde uns von mehreren Mopedfahrern heiß empfohlen, wir haben aber leider kein Glück mit dem Wetter und können uns am ersten Tag gerade so vor dem ankommenden Hagelsturm in eine Unterkunft flüchten. Auch am nächsten Tag fahren wir durch Nebel, Schnee oder Regen, oder auch alles auf einmal. Kommen so wieder auf etwa 4800 m, und als es schlussendlich wieder bergab geht, wird es schlagartig wärmer. Ich beschreib das mal so – wir fahren etwa eine Stunde bergab und stehen vor Sanddünen. Das hatte ich wirklich selten auf meiner bisherigen Tour: von Nebel, Schnee und Saukälte nach einer Stunde bergab zu Sanddünen, Sonne und Hitze. Ziehen unverzüglich unser Regenzeugs aus. Auch die Augen müssen sich erst wieder an das grelle Licht gewöhnen. An der Küste und Sanddünen entlang geht es dann Lima entgegen. Ist nicht mehr weit, bis wir aber in Lima ankommen, hat jeder von uns mindestens ein Plattfuß zu verzeichnen.

Keine Kondore - Mittagszeit.
Keine Kondore - Mittagszeit.

Canyon del Colca – die Condore waren zu Mittag

22.11.2013

 

Lagerfeuer am Abend unter freiem Sternenhimmel mit guter Gesellschaft irgendwo in der in der freien Natur – willkommen in Peru. Es gibt in Peru herrlich viele Nebenstrecken mit dem Moped zu entdecken und die Leute auf die man trifft, ob auf der Straße oder in den Dörfern, sind bis jetzt ausnahmslos alle richtig freundlich und extrem hilfsbereit. Die Straße zum Canyon del Colca ist so eine Strecke.

Greg, Katy und ich fahren die Strecke vom Süden her, von Arequipa. Nach unserer ersten Nacht unter freien Himmel mit Lagerfeuer geht es am nächsten Morgen weiter den Kondoren entgegen. Das Sträßchen zieht sich weiter in die Höhe und durch die Anden. Bei Huambo machen wir uns mal wieder auf die Suche nach einem guten Restaurant zum Mittagessen. Wie meist werden wir wegen unseren Mopeds angesprochen und nachdem alle Fragen beantwortet sind und die Leute erfahren haben, dass wir gerne Infos zu lokalen Sehenswürdigkeiten annehmen, empfehlen uns die Einheimischen eine heiße Quelle in einer Schlucht etwas weiter zurück auf dem Weg von dem wir gekommen sind. Der Abzweig wäre klar zu erkennen aber nicht extra angeschrieben. Einen Haken hat der Abstecher allerdings – wir müssten die gleiche Strecke wieder zurückfahren. Die Strecke führt zwar nach der heißen Quelle noch etwas weiter, verläuft dann aber nach einem Dorf im Nirgendwo. Wir überlegen kurz und nehmen die Strecke dann in Angriff. Fordert etwas das Fahrkönnen, vor allem von Katy, die noch etwas mit den Folgen ihrer Operation an der Schulter zu kämpfen hat. Kommen aber soweit gut voran und an den Abzweigen müssen wir meist etwas raten wo es weitergeht – an meinem und auch Gregs GPS ist der Weg nur zum Teil, und wenn dann die Abzweige nicht, eingezeichnet. Ist immer spannend, aber wir alten Pfadfinder finden unseren Weg immer – auch wenn wir ab und an umkehren müssen. Gegen Abend, genau richtig zum Sonnenuntergang, kommen wir unten an der Schlucht an. Die heiße Quelle sprudelt und dampft in einiger Entfernung auch vor sich hin. Der Dampf war von oben schon von weitem zu sehen, ich hielt ihn anfangs fälschlich für ein Feuer – hat uns so aber auch ein bisschen bei der Orientierung geholfen.

Eine Brücke führt über den Fluss und rechts davon auf einer kleinen Anhöhe ist genau so viel Platz, dass wir unsere Zelte aufstellen und unsere Mopeds abstellen können. Einzig der etwas steinige Boden erfordert Geschick mit den Heringen fürs Zelt.

Nachdem die Zelte stehen und die Mopeds an ihren Plätzen stehen, machen wir uns auf den Weg die heiße Quelle zu begutachten. Kochendes Wasser in einem etwa drei Meter Durchmesser großen Loch – sprudelt und dampft wie verrückt. Schwefel steigt uns in die Nase und als wir die Hände ins Wasser strecken, ziehen wir sofort wieder zurück – wirklich kochend heiß. Wenn wir baden wollen, müssen wir uns erst einen Pott suchen wo sich das kalte Flusswasser mit dem kochenden Quellwasser mischt und eine angenehme Badetemperatur annimmt. Verschieben das auf morgen, da es schon dunkel wird und wir uns noch um das Feuerholz für unser Lagerfeuer kümmern müssen. Stellt sich leider schwieriger als erwartet heraus. Ja, wenn Steine brennen würden hätten wir genug Brennstoff um ein schönes Lagerfeuer am Leben zu erhalten. Holz oder anderes Brennmaterial findet sich hier nur unter erschwerten Bedingungen. Sträucher sind die einzigen “holzlastigen” Brennstoffe hier und dann meist auf nicht erreichbarem Terrain zu finden. Machen uns auf die Suche und nach einer Stunde haben wir zumindest genug, um ein Lagerfeuer für “etwas länger” am Leben zu erhalten. Teilen uns die kleineren Äste ein und halten das Lagerfeuer auch auf Sparflamme um länger etwas davon zu haben. Dennoch ist das Feuer weit vor Mitternacht aus – war trotzdem schön. Und eine zweite Nacht wollten wir eigentlich nicht noch hier bleiben.

Die Sonne geht auf und nach dem Frühstück machen wir uns auf zur heißen Quelle. Finden nach einigem Suchen einen Spott wo das Wasser eine angenehme Badetemperatur hat und nach dem Umschichten und Heranschleppen einiger Steine ist es fast wie in einem Whirlpool. Wollen gar nicht mehr aus dem Wasser. Waschen uns auch mal wieder etwas gründlicher und sehr ausführlich. Paar Tage ohne nennenswerte Nasswäsche fallen immer mal wieder an auf so einer Tour.

Irgendwann am späten Vormittag raffen wir uns dann doch auf und machen uns daran unsere sieben Sachen aufs Moped zu schnallen. Gegen Mittag kommen wir los. Der Rückweg wird zu einer Herausforderung. Es geht steil nach oben und die Hinterreifen haben auf dem losen Untergrund mehr wie einmal Mühe Kontakt zu halten. Ich kann mit Mühe einige Umfaller verhindern und durch die vielen Kehren nach oben ist über den zweiten Gang hinaus vorerst nicht zu denken.Und Vorsicht ist auch angesagt, denn während die eine Seite am Berghang entlang geht, geht es an der anderen Seite meist mit ein paar Metern freier Fall nach unten. Geht aber alles gut und kurz vor Mittag sind wir wieder an dem Dorf vom Vortag angelangt. Fahren weiter zu dem Aussichtspunkt am Canyon del Colca, um die Kondore zu beobachten. Angekommen am ersten Aussichtspunkt, zeigt sich uns ein grandioser Ausblick auf die umliegende Berg- und Dorfwelt, aber kein Kondor ist zu sehen. Mache noch einen Spruch und mein zu Greg und Katy, dass die Kondore wohl gerade Mittagszeit haben und sich erst wieder später am Tag zeigen werden. Fahren weiter und auch an den folgenden Aussichtspunkten zeigt sich kein Kondor. Wir sind etwas enttäuscht aber nicht sonderlich überrascht. Wie meist bei solchen Touristenattraktionen, wenn es um Tierbeobachtungen geht, braucht man etwas Glück dabei. Und als sich nach etwa zwei Stunden an den Aussichtspunkten immer noch kein Kondor aufgeschwungen hat um sich uns zu zeigen fahren wir weiter. Wie wir später erfahren ist der beste Zeitpunkt Kondore zu sehen am frühen Morgen kurz nach Sonnenaufgang. Da haben sie den besten Aufwind und schweben oft minutenlang ohne einen Flügelschlag durch die Lüfte. Oft kann man sie dann auch von oben herab sehen wenn sie unten in der engen Schlucht ihre Kreise ziehen.

Bei Sonnenuntergang wird es sofort merklich kühler und ich überlege echt kurz anzuhalten und mir meine Regenjacke überzuziehen. Katy kommt mir da aber zuvor, unfreiwillig wie sich herausstellt, kein Sprit mehr im Tank. Während Greg etwas Sprit nachfüllt kommen wir zu dem Entschluss, auch weil es schon dunkel wird, heute die Nacht in Chivay zu verbringen. Laut dem GPS noch fünf Kilometer zu fahren. Also los.

In Chivay bereden wir auch unsere weitere Route für die nächsten Tage. Greg und Katy wollen etwas weiter von Chivay in den Norden nach Cusco abbiegen, um ihre Tour nach Matcchu Pitcchu zu organisieren. Ich will noch etwas weiter in den Osten nach Puno am Lago Titicaca um die dortigen schwimmenden Inseln zu besuchen – Greg und Katy waren schon da. Die beiden erklären sich bereit auch mein Ticket für Matcchu Pitcchu zu organisieren. Wir verabreden uns für ein paar Tage später in Cusco. Empfehle den beiden eine Unterkunft in Cusco und im Gegenzug geben sie mir eine Adresse in Puno. Am nächsten Tag nach dem Mittagessen trennen sich unsere Wege für ein paar Tage. Ich mache mich auf den Weg nach Puno.

Werde später am Nachmittag etwas unsanft aus meinen Träumen gerissen. Bei einem Fotostopp höre ich ein mir leider vertrautes röcheln vom Kühler – er kocht und drückt über den Überlauf Wasser aus. Hatte ich schon mal bei einer etwas längeren Sandfahrt im Norden Argentiniens. Nach abkühlen lassen des Motors und wieder auffüllen des Kühlers konnte ich damals meine Fahrt ohne weitere Probleme fortsetzen. Hoffe auch dieses mal darauf. Mache also meine Fotos, schaue mir die Gegend etwas genauer an und nachdem der Motor etwas abgekühlt hat öffne ich den Kühler, fülle das Wasser nach und hoffe auf keine weiteren Überraschungen.

Etwa eine Stunde später mache ich mich auf die Suche nach einem Platz für mein Zelt – wird auch schon empfindlich kalt. Werde an einem verlassenen Haus aus Stein fündig und stelle mein Zelt direkt neben einer Mauer auf – idealer Windschutz bei dem pfeifenden Wind, der hier oben auf etwa 3 800 m vorherrscht. Die Nacht wird frisch aber sehr ruhig und am nächsten Morgen ist mal wieder mein Kaffeewasser im Wassersack tiefgefroren. Mache einen Startversuch am Moped, noch vor dem Frühstück, und nachdem sich der Anlasser etwas schwer zum Drehen bringen lässt, schiebe ich mein Moped erstmal aus dem Schatten der Mauer in die aufgehende Sonne. Frühstück, hacke das Eis im Wassersack klein und pule die Eisstücke aus der Öffnung in den Topf. Müsli ohne Obst mit heißem Wasser und Kaffeepulver, genau das richtige im Moment. Nach dem Frühstück schnalle ich alles wieder ans Moped und hoffe, dass der Anlasser genügend Wärme aufgesogen hat und den Motor auf Umdrehungen bringt. Gelingt auf Anhieb, weiter geht es nach Puno.

Fahre eine unbefestigte Nebenstrecke und bin ziemlich alleine unterwegs, vorbei an kleineren Seen mit Flamingos und kristallklarem Wasser. Wie meist an den Seen sind die Flamingos scheu und scheinen etwas gegen das Fotografieren zu haben. Kurz vor Puno nimmt der Verkehr stark zu und es gilt mal wieder, auf sein Recht im Straßenverkehr zu pochen. Die Straße meiner Unterkunft ist schnell gefunden, mein Hostel zeigt sich aber nicht. Frage ein paar Leute und ein Teenager geht vor meinem Moped her und zeigt mir die Einfahrt zur Nebenstraße, wo ich dann auch sogleich das Schild mit der Aufschrift erkennen kann. Checke ein und mein Moped findet in der Nachbargarage seinen Platz für die nächsten Tage.

Vom Hostel aus kann ich bequem eine Überfahrt zu den schwimmenden Inseln buchen und werde am nächsten Tag direkt vor der Haustür abgeholt. Wie zu erwarten war bin ich nicht der einzige Touri der die Inseln sehen will – einziger Vorteil, ist nicht gerade Hochsaison. Einziger Nachteil – es regnet jeden Tag. Mach es kurz. Die Inseln sind sehenswert und es wird zwar vieles angeboten, aber nicht direkt aufs Auge gedrückt. Es wird erklärt wie sich die Inseln aufbauen und das eine tägliche Überprüfung und Wartung der Inseln unumgänglich ist, da sich das natürliche Baumaterial mit Wasser voll saugt und dementsprechend ausgetauscht oder aufgefüllt werden muss. Die Häuser sind aus demselben Material und bedürfen derselben Aufmerksamkeit. Die Lebensweise der Einheimischen wird erklärt und deren Beschaffung von Lebensmitteln. War das noch vor Jahren das Fischen und Heranziehen von Gemüse und Früchten – beschränkt sich das heute meist auf die Unterhaltung der Touries und mit diesem Einkommen auf dem lokalen Markt an Land einkaufen zu gehen. Die Kinder besuchen die Schulen an Land und bevorzugen dann meist auch eine Anstellung auf dem Festland. Zurück in meinem Hostel sitze ich noch einen Tag lang den Regen aus und mache mich dann auf den Weg nach Cusco um mich wieder mit Katy und Greg zu treffen – Matcchu Pitcchu wartet.

Zwei Franzosen und ein Deutscher - kann man als international bezeichnen, oder?
Zwei Franzosen und ein Deutscher - kann man als international bezeichnen, oder?

Arequipa – Mopedtreffen

18.11.2013

 

Auch Katy und Greg sind von den chilenischen Mopedfahrern auf das Mopedtreffen in Arequipa eingeladen worden. Da uns versichert wird, dass eine Wiese vorhanden ist wo wir unsere Zelte aufstellen können und wir eh Arequipa besuchen wollten, vereinbaren wir, uns da mal kurz auf dem Gelände sehen zu lassen und dann entscheiden wir, wie lange wir bleiben wollen. Hört sich für uns doch alles etwas ungewöhnlich an – aber keine Vorurteile, wir schaun mal vorbei.

Nach zwei Tagen kommen wir in Arequipa an. Wie vereinbart ruft Greg bei der Kontaktperson an und kurze Zeit später werden wir auch abgeholt und auf das Gelände gebracht wo das Mopedtreffen übers Wochenende stattfinden soll – in einem bewachten Areal und bei dem besten Hotel in der Umgebung. Es ist Freitag, und da Freitag und Samstag als Anreisetag gedacht sind, ist dementsprechend noch nicht viel los auf dem Gelände. Die ersten Harleys sind aber schon mal da.

Unsere “Abenteuer-Mopeds” stechen schon da etwas aus der Masse aus. Auf der Wiese hinter dem Hotel können wir unser Zelt aufstellen und die sanitären Einrichtungen beim Schwimmbad mitbenutzen. Leider dürfen wir unsere Mopeds nicht mit auf die Wiese nehmen – immerhin haben wir noch freie Auswahl, hat noch keiner sein Zelt auf die Wiese gestellt. Suchen uns eine Ecke aus und kurze Zeit später stehen auch unsere Zelte. Wir werden auch informiert, dass am Samstag eine Hochzeit auf dem Gelände stattfindet und dementsprechend die Mopeds woanders abgestellt werden müssen. Bissel viel Organisation für meinen Geschmack.

Sehen uns erstmal um und machen uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Werden in einer nahe gelegenen Imbissbude fündig.

Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Toilette, komme ich an putzenden Harleyfahrern vorbei – polieren ihre Harleys auf den best möglichen Glanzgrad. Greg, Katy und ich werden von den Veranstaltern begrüßt und über den Ablauf informiert. Leider wird uns dabei mitgeteilt, dass wir für unsere Zelte einen kleinen Obolus zu entrichten hätten und auch der weitere Ablauf stellt sich für uns nicht so budgetfreundlich heraus wie erwartet. Der Samstagabend sieht eine Zusammenkunft in einer nahe gelegenen Bar vor – bei Ankunft hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit für harte Dollars je eine Flasche Whisky oder Gin mit einer großen Flasche Sprite oder Coca-Cola zu kaufen. Bier kostet extra. Fast jeder der Mopedfreunde kommt mit einem Taxi zu dem Mopedfreundetreffen in der Bar – der Sonntag soll mit einer gemeinsamen Ausfahrt beginnen bevor dann irgendwo unterwegs “Gesellschaftsspiele” stattfinden sollen. Na ja, soweit kommt es nicht bei mir.

Der Abend in der Bar verläuft gediegen und überhaupt nicht wie ich mir so ein Treffen der großvolumigen Harley-, Triumph- und Hondafahrer vorgestellt habe – ein paar BMW-Modelle waren auch anwesend. Die Rockeroutfits waren auch meist fast neu oder zumindest auf Hochglanz poliert wie die Mopeds. Benzingespräche wollten auch nicht so richtig aufkommen – zum einerseits wegen meinen geringen Spanischkenntnissen, hatte aber auch stark das Gefühl, dass unsere “Abenteuermopeds” nicht wirklich ernst genommen wurden. Stört mich nicht sonderlich und ich habe zu dem Zeitpunkt schon längst für mich beschlossen, dass die sonntägliche Ausfahrt mit anschließenden Gesellschaftsspielen ohne mich stattfinden wird – auch Greg und Katy sind meiner Meinung wie sie mir noch am Abend mitteilen. Noch vor Mitternacht sind wir bei unseren Zelten – die immer noch einsam auf der Wiese stehen - und wir damit nun aber total aus der Mopedfreundetreffenleutemasse heraus stechen, denn all die anderen Mopedfahrer haben sich im Hotel eingebucht. Komme mir etwas deplaziert vor und bin froh meinen Entschluss für Sonntag gefasst zu haben – Abfahrt.

Versteht mich nicht falsch, ein paar der Leute waren wirklich sehr hilfsbereit, zuvorkommend – hab mich mit ein paar auch angefreundet und bin mit ihnen heute noch in Kontakt. Aber unter einem Mopedtreffen stelle ich mir etwas anderes vor – nicht ganz so durchorganisiert und mit Lagerfeuer irgendwo auf einer Wiese. Findet man auch an hier in Südamerika. Meist irgendwo auf dem Land und dann statt Mopeds ein paar Cowboys mit ihren Pferden um das Feuer. Auch das durfte ich immer mal wieder genießen im Süden Patagoniens – Assato (BBQ über offenem Feuer) inklusive. Manchmal wünsche ich mir ehrlich weniger Zivilisation – was auch immer das Wort bedeuten soll, gibt ja verschiedene Meinungen darüber.

Am Sonntagmorgen sehen wir das gesamte Ausmaß des Treffens, viele sind erst an diesem Morgen mit ihren Mopeds aus der näheren Umgebung angereist - so um die 200 bis 250 Mopeds dürften es schlussendlich gewesen sein. Harleys überwiegen, ein paar Triumph Rockets sind auch da. Eine F800 GS, an der bei der Lackierung die Farbe Rosa etwas überwiegt und die mit rosa “Blümchenstickern” dekoriert ist, sticht auch etwas aus der Masse raus. Bei der beginnenden Ausfahrt sind ein paar der Fahrer, die die großvolumigen Mopeds fahren, ganz schön unsicher beim Anfahren und vor allem beim “aus dem Parkplatz schlängeln” und rangieren - denke mal die fahren ihre Mopeds nicht all zu oft im Jahr. Auch ihre Lederkluft lässt darauf schließen – glatt und hochpoliert.

Nachdem sich der Parkplatz geleert hat, packen Greg, Katy und ich unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg zum Canyon del Colca. Gegen Mittag kommen wir los. Und schon nach wenigen Kilometern befinden wir uns auf einer unbefestigten Straße, die sich in die Berge hochzieht – Fahrfreude pur. Die Kakteen nehmen zu neben der Straße und kurze Zeit später beschließen wir, uns eine gute Stelle für unsere Zelte zu suchen. Fahre ein paar kleinere Straßen in der Umgebung ab und fordere dabei etwas mein Moped – Kakteen mir ihren Nadeln und größere Steine überall, bequeme Zeltplätze sehen anders aus. Kurz darauf finden wir ein Plätzchen, groß genug für zwei Zelte und keine größeren Steine. Greg und ich stellen die Zelte auf, während Katy sich schon mal an das Holz sammeln macht. Als es dunkel ist, sitzen wir vor unserem Lagerfeuer und schauen hoch zum Sternenhimmel – viel besser kann ein Mopedtreffen nicht beginnen. Sind zwar nur drei Mopeds und Fahrer anwesend, aber wenigstens können wir es als international bezeichnen – sind doch zwei Franzosen und ein Deutscher anwesend. Schaun mer mal wie die morgige Ausfahrt verläuft, auf Gesellschaftsspiele verzichten wir einstimmig.

Peru, Land Nr. 40 auf meiner Tour - soweit ;-)
Peru, Land Nr. 40 auf meiner Tour - soweit ;-)

Peru – schaun mer mal

13.11.2013

 

40, Jubiläum – nein nicht mein Alter, schon ein bisschen her das mit dem Alter. Peru ist mein 40. Land auf meiner Tour – heute ist es soweit. Grenzübertritt. Nachdem ich mein Moped am Parkplatz abgestellt habe, sehe ich auch gleich die Gruppe chilenischer Mopedfahrer die ich ein paar Tage zuvor zum ersten Mal getroffen habe. Sie sind auf dem Weg nach Arequipa zu einem Mopedtreffen – als ich sie zum ersten Mal an einer Tankstelle getroffen hatte, haben sie mir davon erzählt und mich auch gleich eingeladen – nun treffe ich sie also an der Grenze wieder. Zwei Suzuki DR 650 bzw. 350 fallen mir gleich ins Auge. Sehe einen Mann an den Mopeds herumschrauben und will mich gleich mal vorstellen, aber die Mopedgang ruft mich sogleich zu sich um den Papierkram für mein Moped zu beginnen. Sie erklären mir wo ich hin und was ich machen muss. Nachdem ich die erforderlichen Papiere organisiert und sogleich auch ausgefüllt habe, geht es erstmal zur Immigration für meinen Einreisestempel. Nachdem ich an der Reihe bin, blättert der Beamte meinen Reisepass langsam von ganz vorne an durch. Seine Augen werden immer größer als er Seite für Seite umblättert um einen Platz für “seinen” Stempel zu finden. Beginnt nochmals von vorne und diesmal versucht er auch jedes Visum und jeden Stempel einem Land zu zuordnen. Hat er ein Land identifiziert, spricht er den Namen laut aus. Dadurch werden die anderen Beamten/innen aufmerksam und mein Reisepass macht die Runde. Niemand wird in den nächsten Minuten nach Peru einreisen, mein Reisepass scheint wichtiger.

Voller Bewunderung findet der Beamte schließlich noch ein leere Stelle im Pass und stempelt “seinen” Stempel ein, gibt mir den Pass wieder zurück, wünscht mir für 90 Tage eine gute Zeit in Peru und fragt zum Schluss noch nach einem Foto. Erst danach können Leute wieder nach Peru einreisen. Komme mir vor wie V.I.P.

Jetzt aber an die Arbeit und mich um mein Moped kümmern – erst der Fahrer dann das Gefährt, alles hat seine Reihenfolge auch hier an der Grenze zu Peru. Hm, OK nicht ganz. Als ich aus dem Büro ins Freie trete um mich in die sehr lange Reihe mit den Fahrzeugeigentümern zu stellen, werde ich von meinen Mopedfreunden, die weiter vorne in der Reihe stehen, gerufen. Etwas widerwillig aber auf leichten Druck meiner Mopedkollegen mache ich mich auf nach vorne um mit ihnen anzustehen – gefällt nicht jedem in der Reihe wie ich an den Gesichtern ablesen kann.

Da alles etwas dauert, wie immer wenn mehr als fünf Leute zur gleichen Zeit eine Grenze überschreiten wollen, habe ich etwas Zeit und gehe auf den jungen Mann an den Suzukis zu. Greg, ein Franzose, erwidert meinen Gruß und spricht zu meiner Erleichterung auch Englisch. Katy, seine Frau, kommt kurze Zeit später dazu. Da die Einreiseprozedur für ihre Mopeds noch im Gange ist und sie eh etwas warten müssen, hat sich Greg dazu entschlossen ein paar Wartungsarbeiten an den Mopeds durchzuführen.

Kommen gerade so ins Gespräch, als einer meiner Mopedfreunde vorbei kommt und mir mitteilt, dass sich vorne an der Reihe etwas bewegt. Stelle mich zu meinen neuen Freunden und kurze Zeit später halte ich die Papiere wieder in der Hand mit dem Hinweis des Beamten ein weiteres Büro aufzusuchen. Nach ein paar üblichen Fragen – Mopedmodell, ccm, Farbe, Adresse – halte ich ein weiteres wichtiges Papier in meinen Händen und darf nun endgültig mit meinem Moped in Peru einreisen. Mit Greg und Katy habe ich mich von Anfang an gut verstanden und so haben wir uns verabredet die nächsten Tage Peru gemeinsam unter die Zweiräder zu nehmen. Wir fahren erstmal in die nächst größere Stadt, Tacna, und füllen unsere Sprit-, Essens- und Geldvorräte auf. Katy wartet bei den Motorrädern vor einem Supermarkt während Greg und ich einkaufen gehen. Da es schon etwas später am Nachmittag ist und auch schon dunkel wird, kaufen wir ein fertig gegrilltes Huhn, etwas Brot und was Flüssiges zum Runterspülen. Ein wenig aus der Stadt rausfahren und bei nächster Gelegenheit unsere Zelte in die Landschaft stellen – so war der Plan, bevor wir einen Fuß in den Supermarkt setzen.

Als wir wieder bei den Mopeds und Katy sind erzählt sie uns, dass ein älteres Pärchen sich mit ihr unterhalten hat. Während dem Gespräch hat dann der Mann vorgeschlagen dass wir auf einem Parkplatz in der Stadt unsere Zelte aufstellen könnten, müssten so nicht mehr in der Dunkelheit aus der Stadt fahren. Wir überlegen nicht lange und fahren zu der Adresse, die das Pärchen Katy gegeben hat. Nach etwas suchen stehen wir vor dem Haus. Keiner öffnet, Licht ist auch nicht zu sehen. Wollen uns schon wieder auf den Weg machen, als das Pärchen um die Ecke gelaufen kommt. Der Mann begleitet uns zum nahe gelegenen Parkplatz und öffnet diesen für uns. Es handelt sich dabei um einen geschlossenen, mit einer Mauer umzogenen Parkplatz und der Mann meint, dass er hinter uns das Tor wieder zusperren würde und uns am nächsten Morgen gegen 07.00 Uhr wieder “entlassen” würde. Fragt uns noch ob wir noch was benötigen für die Nacht, wäre jetzt die letzte Gelegenheit und sperrt uns dann ein. Unsere Zelte stellen wir auf einem Rasenstück auf und das gegrillte Huhn nehmen wir im Wächterhäuschen ein – Licht, Tisch und Stühle, alles vorhanden. Sogar eine Toilette ist auf dem Gelände zu finden und Ruhe haben wir auch – kommt keiner rein, wir aber auch nicht raus. Wird ne ruhige unaufgeregte Nacht, meine erste Nacht in Peru.

Am nächsten Morgen pünktlich um 07.00 Uhr werden wir wieder entlassen und machen uns auf Richtung Meer. Eine halbe Stunde später sitzen wir auf einer Terrasse direkt am Meer und kochen uns mit meinem Benzinkocher eine Tasse Kaffee zum Frühstück. Etwas Müsli mit Obst und der Tag hat erstmal gut begonnen.

Greg, Katy und ich unterhalten uns und mir wird schnell klar, dass da ein interessantes Pärchen vor mir sitzt. Die beiden sind vor etwa 9 Monaten in Frankreich mit dem Ziel gestartet, Südamerika mit dem Motorrad zu bereisen. Dafür haben sie ihre Mopeds nach Buenos Aires in Argentinien geflogen. Leider kamen sie nicht weit denn Katy hatte einen ziemlich heftigen Abflug vom Moped und hat dabei ihre Schulter gebrochen. Das passierte auf einer Nebenstrecke und der Rücktransport nach Buenos Aires war ziemlich abenteuerlich. Im Krankenhaus in Buenos Aires standen sie dann vor der Wahl – nach Hause zu fliegen oder aber die Schulter hier im Krankenhaus operieren zu lassen. Sie entschieden sich die Schulter in Argentinien operieren zu lassen. Ihre Eltern in Frankreich waren nicht unbedingt begeistert davon.

Nach ca. drei Monaten saß Katy wieder auf dem Moped und die Reise ging weiter, leider nicht ohne Komplikationen und immer wieder längeren Pausen unterwegs. Sie erarbeitete sich ein Rehaprogramm für ihre Schulter und zieht das jeden Morgen vor der Weiterfahrt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit gnadenlos durch. In den Tagen und Wochen in denen ich mit Katy und Greg unterwegs bin zieht sie ihr Programm konsequent durch – ich glaube ich wäre nicht so diszipliniert.

Dass die beiden Geige spielen und eigentlich bis zu dem Unfall auch mit zwei Geigen unterwegs waren habe ich hier noch gar nicht erwähnt. Aber seit dem Unfall ist es Katy nicht mehr möglich die Geige für längere Zeit zu halten geschweige denn zu spielen. Weshalb sie diese bei einem Freund in Buenos Aires gelassen haben und später auf ihrem Weg in den Süden nach Patagonien hoffen beide, dass die Schulter und der Arm wieder soweit in Ordnung sind um damit Geige spielen zu können.

Hab ja schon öfters Reisende getroffen die mit einem Musikinstrument unterwegs waren oder sind, meist handelt es sich dabei um eine Gitarre – Geigen waren bis jetzt nicht dabei, bis jetzt. Wäre schon toll gewesen, abends am Lagerfeuer und zwei Geigenspieler spielen auf mitten unterm Sternenhimmel – nächstes Mal.