Auf dem Weg - In Wort und Bild

15 Sudan

Die Pyramiden von Karima.
Die Pyramiden von Karima.

Meroe (Royal City), Karima – Pyramiden in der Wüste

09.12.2010

 

In Khartoum war die äthiopische Botschaft verständnisvoller und hat mir das Visum innerhalb von zwei Tagen ausgestellt. Nun steht einer näheren Betrachtung des Sudans nichts mehr im Wege. Mit Richard mache ich mich auf den Weg nach Norden. Meroe, the Royal City, steht auf dem Programm. Julian (der Australier) will uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln folgen. Wollen uns abends in Meroe an den Pyramiden wieder treffen. Fahren aus Khartoum heraus und genehmigen uns erstmal einen Kaffee am Straßenrand. Die Strecke ist schnell auf dem Asphaltband durch den Wüstensand hinter uns gebracht. Einzig die vielen LKWs stören etwas die Reiselinie. Die Pyramiden von Meroe sind schon von weitem von der Straße aus im Wüstensand zu sehen. Folgen der Piste von der Straße weg und stellen unsere Mopeds vor einem Vordach ab und legen uns erstmal in den Schatten. Ist früh am Nachmittag und so haben wir noch etwas Zeit die Pyramiden zu besichtigen. Ein paar Einheimische gesellen sich zu uns in den Schatten. Bieten Souvenirs und noch so einiges an. Nach einem kleinen Obolus nehmen wir erstmal die Pyramiden in Augenschein. Das Gelände ist ziemlich weitläufig und so sind wir einige Minuten beschäftigt um alles aufs Foto zu bannen. Hat sich aber gelohnt. Auf dem Gelände befinden sich neun Pyramiden, nicht so groß wie die in Ägypten, aber deswegen nicht weniger interessant. Wir sind die einzigen Besucher und haben das Gelände für uns allein. Laufen durch den Wüstensand und machen unsere Fotos. Legen uns gerade wieder unter das Vordach in den Schatten, als sich Julian per Telefon meldet. Ist gerade angekommen und läuft Richtung Pyramiden. Schnalle meine Alukoffer ab und fahre ihm entgegen ihn abzuholen. Liegen nun zu dritt mit den Einheimischen unter dem Vordach. Wollen erneut ihre Souvenirs loswerden und Julian interessiert sich für ein Messer das uns angeboten wird. Wird eine längere Verhandlung, aber kann schließlich das Messer sein eigen nennen. Julian macht sich auf, um die Pyramiden zu besichtigen. Mich juckt es in den Fingern mit dem Moped auf das Gelände zu fahren und ein paar interessante Bilder zu machen. Fange an mich mit den Einheimischen vor Ort darüber zu unterhalten. Erkläre ihnen wie es mich freuen würde ein paar Bilder mit meinem Moped auf dem Gelände zu machen. Sind anfangs nicht so begeistert. Lasse aber nicht locker und rede weiter freundlich auf sie ein. Irgendwann lassen sie mich losziehen. Über eine kleine Sandverwehung komme ich auf das Gelände und Julian wird kurzerhand zum Fotografen erklärt. Macht seine Sache gut und es entstehen einige gute Fotos. Zum Sonnenuntergang fahre ich wieder raus und wir suchen in der Nähe eine Düne, um an ihrem Fuße unsere Zelte für die Nacht aufzustellen. Am nächsten Morgen erklimmen wir die Sanddüne und erwarten den Sonnenaufgang. Nachdem sich die Sonne gezeigt hat, packen wir unsere Sachen. Bringe Julians Rucksack zur Straße und warte bis er auch angelaufen kommt. Da hält auch schon ein LKW und fragt ob alles in Ordnung sei. Julian nutzt die Chance und fragt nach einer Mitfahrgelegenheit. Er ist willkommen, wirft seinen Rucksack in das Führerhaus und klettert hinterher. Sehen uns heute Abend wieder in Karima. Richard und ich machen uns jetzt auch endgültig auf den Weg.

Wie es die Tradition der letzten Tage will, halten wir nach ein paar Kilometern am Straßenrand und genehmigen uns erstmal ein paar Kaffee. Kommen schnell ins Gespräch mit den Leuten vor Ort. Interessieren sich besonders für das Moped von Richard. Fotografieren etwas. Sehe, wie einer auf dem Moped von Richard Platz nimmt, er setzt sich den Helm und die Sonnenbrille auf. Der Schlüssel steckt, er will den Motor hören. Halte ihn davon ab und rufe nach Richard, dieser kommt nun angelaufen und will den „Spaß“ mitmachen. Er dreht den Schlüssel im Zündschloss und wie selbstverständlich spielt der Mann etwas mit dem Gas und legt den Gang ein. Richard wird nun doch nervös und hält den Mann am Ellbogen fest. Doch dieser fährt an und dreht mit Richards voll bepackter R 1200 GS Adventure eine kleine Runde auf dem Platz. Glaube, Richard stirbt in den folgenden Sekunden tausend Tode und sieht sein Moped schon am Boden liegen. Keine Ahnung wie es der Mann schafft den 300 kg Koloss um die Ecken zu zirkeln, sieht etwas abgestockt aus, auch muss er mehrmals nachlenken, kommt aber nach seiner Runde bei Richard wieder zum Stehen. Richard schaltet sofort die Zündung aus und entfernt den Schlüssel, heilfroh sein Moped unbeschadet wieder auf den Seitenständer abstellen zu können. Schauen uns etwas ratlos an und können immer noch nicht nachvollziehen, wie es der Mann geschafft hat das schwer beladene Moped unbeschadet wieder abzustellen. Durch meine Erfahrung in den letzten Jahren in Äthiopien kann ich es nur damit erklären, dass die Afrikaner nicht lange daüber nachdenken, wenn sie etwas machen oder etwas haben wollen, geschweige denn auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen verschwenden, die sich daraus ergeben können, während sich die Europäer zuerst über den „worst case“ Gedanken machen und dadurch eher etwas gehemmt sind. Heißt bildlich ausgedrückt; der Europäer würde das Moped eher stehen lassen, denn es könnte ja sein, dass er es während der Ausfahrt in den Dreck wirft. Darüber macht sich der Afrikaner erstmal keine Gedanken, sondern erst dann, wenn das Moped wirklich im Dreck liegt. Das macht den Unterschied.

Nachdem Richard sein Moped wieder zurück hat, fahren wir durch die Bayuda Wüste Karima entgegen. Hunderte Kilometer kein Sprit. Durch ein paar kleinere offene Hütten, die Wasser in Tonkrügen anbieten und etwas zu trinken und zu essen, ist die Grundversorgung gewährleistet. Die Temperaturen steigen wieder mal über 40 Grad. Das „Nichts“ der Gegend ist für mich wie immer schön anzuschauen. Unterwegs müssen wir die Gashand etwas zurücknehmen, Kamele kreuzen die Straße. Schauen den Kamelen hinterher und sehen, dass sie zu einem Wasserloch gehen. Biegen von der Straße ab und folgen ihnen dorthin. Gerade als wir unsere Mopeds abstellen, ruft uns von gegenüber dem Wasserloch jemand zu. Ich fahre um das Wasserloch herum zu dem Beduinen, der uns gerufen hat. Setze mich zu ihm auf den Boden und es entsteht mit meinen wenigen Worten arabisch und mit Händen und Füßen eine kleine Unterhaltung. Darf fotografieren, soviel und was ich will. Rund um das Wasserloch haben sich einige Gruppen der Beduinen versammelt. Herden von Ziegen, Schafen, Esel und Kamele sind anzutreffen. Die gesamten etwa 300 km ist dies das einzige Wasserloch, dass ich von der Straße aus entdecken konnte. Man kann da nur erahnen, wie weit die Herden getrieben werden müssen und mir wird wieder einmal klar, wie wertvoll Wasser in der Wüste ist. Nach etwa 2 Stunden verlassen wir die Beduinen und das Wasserloch. Weiter geht es durch die Bayuda Wüste. Spät am Nachmittag erreichen wir Karima und fahren über eine Nilbrücke. Am anderen Ende der Brücke werden wir am Checkpoint angehalten und nach der Reisegenehmigung gefragt. Zeigen diese vor und einer der Beamten will eine Kopie haben. Erklären, dass wir nur das Original haben und keine Kopie, diese bis jetzt auch nicht nötig war oder verlangt wurde. Der Beamte lässt sich nicht überzeugen und besteht auf seine Kopie. Können ihm dabei aber wenig helfen. Kurzerhand nimmt er die Reisegenehmigungen an sich, schwingt sich auf ein kleines Moped und verschwindet über die Nilbrücke. Richard und ich bleiben etwas verdutzt zurück, was bleibt uns übrig, wir warten und hoffen, unsere Papiere bald wieder zu sehen. Setzen uns an einen kleinen Shop am Straßenrand und trinken erstmal einen Tee. Etwa eine halbe Stunde später kommt der Beamte auf seinem Moped zurück, händigt uns die originalen Papiere aus und wünscht uns eine gute Weiterfahrt. In Karima sind wir gerade dabei die Vorräte für die Nacht aufzustocken, als ein Taxi vor dem Laden hält und Julian aussteigt. Werfen die Vorräte ins Taxi und dann nichts wie auf zu den Pyramiden. Platzieren unsere Mopeds bei den Pyramiden und genehmigen uns erstmal einen Schluck Wasser. Schauen uns etwas in der Gegend um. Drei Pyramiden sind noch gut erhalten, während die anderen doch etwas unter dem Zahn der Zeit gelitten haben. Sind bis fast auf die Hälfte eingefallen. Ein paar Leute kommen vorbei um die Pyramiden zu sehen. Julian, Richard und ich machen uns Gedanken, ob man die Pyramiden evtl. besteigen darf. Beobachten die anwesenden Leute, reden mit ihnen und wie es sich zeigt, spricht nichts dagegen. Mache mich auf, eine der Pyramiden zu erklimmen, steil aufragende Stufen führen immer weiter nach oben. Genieße die Aussicht während Julian und Richard folgen. Nach dem Abstieg wird sich erstmal gestärkt und der Platz für die Zelte sondiert. Sonne geht unter, Bilder werden gemacht. Sind gerade dabei unsere Zelte zu platzieren, als ein Mann bei den Pyramiden auftaucht und uns sofort im scharfen Ton angeht. Was wir hier machen? Warum wir hier sind? Versuchen ihn zu beruhigen und erklären ihm, dass wir hier in der Nähe der Pyramiden gerne die Nacht verbringen und uns früh am Morgen wieder auf den Weg machen wollen. Er ist ziemlich außer sich, meint, zu übernachten wäre hier nicht gestattet und er würde jetzt die Polizei rufen. Richard versucht den Man davon zu überzeugen nicht die Polizei zu rufen. Ich denke mir, dass nicht viel passieren kann, da uns ja die Leute am Nachmittag auch nicht fortgejagt haben und auf Nachfrage nichts gegen eine Übernachtung in der Nähe der Pyramiden einzuwenden hatten. Richard hat keinen Erfolg, entweder wir folgen dem Mann zu einem anderen Platz zum Übernachten, oder er ruft die Polizei. OK, zusammenpacken. Nehme den Rucksack von Julian zu mir aufs Moped während er bei dem Mann auf dem Moped Platz nimmt. Folgen dem Mann in die Nacht. Wo bringt er uns hin? Die Antwort folgt auf dem Fuße. Direkt zur nächsten Polizeistation in der Nähe der Pyramiden. Der Mann redet auf die Polizisten ein, während wir etwas ratlos und überrascht daneben stehen. Können aus der Körpersprache der Polizisten erkennen, dass sie nicht so richtig wissen was sie mit uns anfangen sollen und der Mann, der uns hierher gebracht hat, inzwischen in Erklärungsnot gerät. Schlussendlich wendet sich der Mann wieder an uns und bietet uns an, bei ihm Zuhause zu übernachten. Überlege kurz und lehne dankend ab. Warum? Uns bei der Polizei abliefern, diese weiß nichts mit uns anzufangen und uns dann nach Hause einladen? Nein Danke. Die Polizisten wenden sich nun an uns. Wir erklären ihnen die Umstände und dass wir unsere Zelte auch hier an der Polizeistation aufstellen würden, wenn wir die Erlaubnis dafür bekommen würden. Die Polizisten sind freundlich und hilfsbereit, bieten uns an zu bleiben. Wir nehmen das Angebot an und der Mann, der uns vorbeigebracht hat zieht etwas beleidigt davon. Die Polizisten bieten uns Betten im Freien an. Fernseher läuft, Champions League Time, schauen mit den Polizisten bis spät in die Nacht dem Ball zu, einzig das Bier und Knabberzeugs fehlt zur vollkommenen Zufriedenheit. Verbringen die Nacht unter freiem Himmel bei den Polizisten vor der Polizeistation. Am nächsten Morgen sind wir die Attraktion, als sich die Wachablösung auf der Polizeistation einfindet. Genehmige mir noch eine 5 Liter Dusche im nahe gelegenen Felsvorsprung, mehr passt nicht in meinen Wasserbeutel, bevor es heißt sich von Richard und Julian zu verabschieden. Die beiden reisen weiter nach Ägypten, während ich inzwischen glücklicher Besitzer eines Äthiopien Visums bin. Von der Polizisten werden wir freundlich auf den Weg gebracht.

Bevor es auseinander geht, halten wir in Karima am Straßenrand auf einen Kaffee an, Traditionen soll man wahren. Wie immer bleibt es nicht bei einem und die Kaffeefrau stellt sich wieder einmal als Meisterin ihres Fachs heraus. Kamen unterwegs an einem Brotladen vorbei und so gibt es frisches Brot aus dem Steinofen zum Meisterklasse Kaffee. Jetzt aber endgültig weiter Äthiopien entgegen. Gilt erstmal, wieder die Bayuda Wüste bis Ed Damer hinter mich zu bringen, kurz hoch nach Atbara bevor es nach Osten, grobe Richtung Port Sudan, geht. Nach der Bayuda Wüste ändert sich die Landschaft dahingehend, dass rechts und links neben der Straße unzählige geplatzte Reifen und Reifenteile liegen – LKW Hauptverkehrsader Port Sudan - Khartoum. Bin nun wieder kräftig am LKW überholen, um vorwärts zu kommen. Am späten Nachmittag versuche ich einen geeigneten Platz für mein Zelt auszuspähen. Das Gelände stellt sich als nicht so geeignet heraus, flach und ohne irgendeine Möglichkeit, mein Zelt etwas zu verbergen. Später am Nachmittag doch noch Hoffnung, etwas weiter von der Straße weg kann ich einige kleinere Felsen erkennen. Der Sand dahin ist fest und so stelle ich einige Kilometer später mein Unterzelt hinter einem größeren Felsen auf. Der Wind wird stärker. Am nächsten Morgen bin ich erst mal damit beschäftigt meine Ausrüstung von dem Sand der letzten Nacht zu befreien. Wieder zurück auf der Straße zeigt sich nur kurz der blaue Himmel. Schon von weitem kann ich erkennen, dass ich direkt auf eine braune Wand zu fahre. Kurze Zeit später bin ich auch schon mitten drin im Sandsturm. Sandverwehungen über die Straße, starker Gegenwind, Sicht nicht über ca. 10 m hinaus, Sand zwischen den Zähnen und hinter dem Visier. Überlege, ob ich anhalten soll, Fotoapparat lasse ich lieber mal stecken, entschließe mich zum Weiterfahren. In Haiya tanke ich, der Tankwart zeigt sich nur zum Tanken und verschwindet sofort wieder im Haus. Halte mich nun gen Süden Kassala entgegen. Der LKW Verkehr nimmt sofort ab und es herrscht wieder etwas Ruhe auf der Straße. Komme an einem Unfall vorbei, ein LKW hat sich mit seinem Anhänger im Sand neben der Straße festgefahren, die Polizisten versuchen den Verkehr in dem Sandchaos zu regeln und halten mit einer Hand ihre Hüte fest. Mogele mich mit meinem Moped durch die Fahrzeuge und kurze Zeit später fahre ich aus dem Sandsturm heraus, blauer Himmel, der Sandsturm ist noch im Rückspiegel erkennbar, die braune Wand wird mit jedem Kilometer kleiner. Komme spät am Nachmittag durch Kassala und der Checkpoint am Ende der Stadt verpflichtet mich in Kassala zu übernachten. Bei der Suche nach einem Hotel sind mir ein Teenager auf seinem Moped und ein paar freundliche Polizisten behilflich. Komme in einem Innenhof mit Betten unter freiem Himmel schließlich zur Ruhe. Tags darauf geht es über Gedaref und Doka nach Äthiopien. Die Landschaft ändert sich, die Farbe grün gewinnt wieder an Dominanz. Die Straße steigt stetig an und ist wieder mopedfreundlich. Kurve an Kehre zieht sie sich in die Höhe, bis wieder Temperaturen erreicht sind, die im Sudan getrost als frisch oder kalt bezeichnet werden können.

Küche im Sudan.
Küche im Sudan.

Essen im Sudan

15.11.2010

 

Sind auf der Straße Richtung Karthoum unterwegs. Gegen Mittag halten wir an ein paar Hütten am Straßenrand und fragen nach etwas Brot. Ein Junge wird fortgeschickt. Uns bietet man an auf den Betten in der offenen Hütte Platz zu nehmen. Machen es uns bequem und füllen unsere Wasservorräte an den Tonkrügen auf, die hier im Sudan an jedem Haus anzutreffen sind. Die Tonkrüge lassen das Wasser etwas durchsickern und sind dadurch von außen immer etwas feucht. Durch den Wind und die Außenfeuchte der Tonkrüge wird das Wasser im Inneren kühl gehalten. Auch einiges an Bakterien wird so auf natürliche Weise herausgefiltert.

Nach einer kurzen Zeit taucht der Junge mit einem vollen Tablett wieder auf. Fladenbrot, Mais- und Hirsebrei befinden sich darauf. Wir werden aufgefordert zu essen. Wir sitzen auf dem Boden auf einem Teppich und es schmeckt hervorragend. Wollen uns danach bei dem Besitzer der nebenstehenden kleinen Schweißerei erkenntlich zeigen, keine Chance. Bedanken uns bei dem Mann für die Gastfreundschaft und verabschieden uns. Werden auch von ihm sehr herzlich verabschiedet und dann machen wir uns wieder auf den Weg Karthoum entgegen. Dies ist uns nicht zum ersten Mal passiert, sobald wir nach essen oder trinken fragen, wird uns wie selbstverständlich was zu essen bzw. zu trinken gebracht. Ein anderes Mal, als wir wieder um Brot fragen, wird uns anstandslos eine Tüte Brot überreicht, mit den Worten; „Der Brotladen ist etwas weiter weg und auch schwer zu finden.“ Auch hier werden wir unser Geld nicht los und können uns nur bedanken. So ergeht es uns auf dem ganzen Weg durch den Sudan. Überall wo man hinkommt wird man freundlich und wohlwollend empfangen. Für uns Europäer sehr schwer zu verstehen, für die Leute aber durch ihre Religion eine Selbstverständlichkeit.

Wo isst man am besten? Dort wo die Einheimischen auch hingehen. In Khartoum finden wir ein lokales Restaurant, keine Touristen zu sehen. Man muss sich an der Kasse anstellen, zuerst bezahlen dann gibt es was auf den Teller. Aber wie etwas bestellen, wenn man noch nicht mal die Namen der Speisen kennt. Lösung, an der Essensausgabe hinstellen. Warten bis was herausgereicht wird was dem Gaumen schmecken könnte, nach dem Namen fragen, zur Kasse gehen, diesen so gut es geht auf arabisch wiederholen und hoffen, dass der Mann an der Kasse versteht was man gerne hätte. Bei mir hat es geklappt und habe so kurze Zeit später gebratene Leber auf dem Teller. Richard aus Südafrika und Julian aus Australien, beide im Blue Nile Sailing Club in Khartoum kennen gelernt, lassen sich Hühnchen und Fisch schmecken. Das sehr gute Essen verlangt natürlich nach Nachschlag und so kommt es, dass wir uns auf dem Nachhauseweg ein härteres Getränk genehmigt hätten – wenn es denn im Nordsudan erhältlich gewesen wäre. Im Nordsudan ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit Alkohol zu finden, und so sind wir gezwungen, diese Nacht mit schwerem Magen so gut es geht zu überstehen.

Den besten Tee und Kaffee bekommt man zweifelsohne an der Straße bei den, ich nenn sie mal Kaffeefrauen. Sitzen hinter ihren kleinen Ständen meist in einer offenen Hütte am Straßenrand oder in der Nähe von Märkten und Haltestellen. In Gläsern bewahren sie die Zutaten für den sehr guten Kaffee und Tee auf. Meist wird der Kaffee mit einem feinen Gewürz verfeinert. Wegen diesen Kaffeefrauen kommt es öfters am Tag vor, dass ich meine Fahrt unterbreche und den unwiderstehlichen Kaffee genieße, meist bleibt es nicht bei einem. Öfters werde ich auch zu einem Kaffee eingeladen, diesen Einladungen komme ich natürlich gerne nach.

In der Hütte der Kaffeefrauen werden meist auch gleich lokale Spezialitäten zum Essen angeboten. Außer Fool (eine Art Bohneneintopf), Maisbrei und Falafel werden allerlei Fleischgerichte angeboten, die ich nicht kenne. Lasse mir oft die Deckel der Töpfe und Schalen anheben bevor ich mich entscheide – kann sowieso die meisten Speisen nicht bei ihrem arabischen Namen nennen. Schmeckten aber ausnahmslos sehr gut, auch wenn sie nicht immer danach aussahen. Magenverträglich waren sie für mich auch.

Gruppenbild mit den Gaston Rahier Juniors.
Gruppenbild mit den Gaston Rahier Juniors.

Gaston Rahier Juniors

02.11.2010

 

Julian, Autoine und ich haben uns in den letzten Tagen in Awan und Wadi Halfa gut verstanden und beschlossen, die Strecke von Wadi Halfa nach Khartoum am Nil entlang gemeinsam anzugehen. Die zwei Belgier haben ihre ersten 18 Lebensjahre im französisch sprechenden Afrika verbracht und sind jetzt auf dem Weg nach Südafrika um zu studieren bzw. zu arbeiten. Die Jahre in Afrika merkt man den beiden sofort an. Fahren am Nil Richtung Süden Dogola entgegen. Plötzlich setzt Autoine den Blinker, denke, er hält am Straßenrand um etwas zu besprechen, doch weit gefehlt. Er fährt durchs Gelände auf ein für mich erstmal unbekanntes Ziel zu. Stehe zuerst etwas verdutzt mit Julian am Straßenrand, dieser erklärt mir, dass sie das immer so machen und fährt kurzerhand Autoine hinterher. Kann mich da doch nicht hängen lassen und folge den beiden so gut es mein Fahrkönnen zulässt. Nach ein paar Minuten stehen wir auf einem großen flachen Platz mitten im Wüstensand. Die Fotoapparate werden gezückt und einer nach dem anderen demonstriert sein Fahrkönnen auf dem Platz im Sand. Beginne langsam, um mich an den losen Untergrund zu gewöhnen, es dauert aber nicht lange und ich stehe auf den Fußrasten und der eine oder andere zögerliche Drift gelingt mir auch nach kurzer Zeit. Die Fotos sind im Kasten und es geht wieder zurück auf die Straße. Diese Abstecher ins Gelände werden sich in den folgenden Tagen immer mehr wiederholen. So auch an diesem Abend. Sind auf der Suche nach einem geeigneten Platz für unsere Zelte. Julian und Autoine wollen direkt am Ufer des Nil ihr Zelt aufstellen. Fahren wieder mal durch das Gelände, als sich völlig unerwartet eine Sanddüne vor uns aufstellt. Julian und Autoine halten ohne zu zögern auf die Düne zu. Bin zuerst etwas zögerlich, folge den beiden aber dann zur Sanddüne. Julian bringt sein Moped beim ersten Versuch auf dem Dünenkamm zum Stehen, Autoine und ich benötigen ein bzw. zwei Versuche mehr. Nehme zu früh das Gas weg und falle kurz vor dem Dünenkamm in den weichen Dünensand. Das Aufheben geht an die Substanz und sollte nicht so oft vorkommen. Noch ein paar Mal mein Moped aus dem Wüstensand erheben und ich kann mein Schlafsack gleich an Ort und Stelle auspacken. Feuere mich selbst an. Autoine hat inzwischen auch sein Moped auf dem Dünenkamm stehen. Konzentriere mich und nehme nochmals Anlauf. Nehme den Dünenkamm ins Visier und gebe mehr Gas je mehr es zur Sanddüne hin ansteigt. Zwinge mich das Gas stehen zu lassen. Kurz vor dem Dünenkamm nehme ich ruckartig das Gas weg, Sand spritzt auf. Bin etwas unsicher und versuche mein Moped so gut es geht im Gleichgewicht zu halten. Als die ganze Aufregung vorbei ist, sehe ich, dass ich auf dem Dünenkamm stehe. Erleichterung. Erleichterung vor allem auch darüber, mein Moped nicht mehr aus dem Wüstensand erheben zu müssen. Es werden wiederum die Fotoapparate gezückt und wild drauf los fotografiert. Erste Hürde ist geschafft, die zweite folgt auf dem Fuß – die Mopeds von Dünenkamm zu schieben. Das Wuchten der Mopeds vom Dünenkamm ist fast schon genauso anstrengend, wie sein Moped ein paar Mal aus dem Wüstensand zu erheben. Und das Runterfahren – Gasgeben damit das Vorderrad leicht wird und nicht einsinkt - erfordert fast mehr Mut als das Hochfahren. Stehen schlussendlich alle ziemlich fertig – will heißen mit den Kräften am Ende - wieder am Fuße der Sanddüne. Sind uns alle einig, unser Nachtlager nicht allzu weit von hier aufzuschlagen. Fahren weiter durch das Gelände dem Nil entgegen. Dabei sind noch einige Erhebungen der Mopeds aus dem Wüstensand erforderlich, haben wohl zuviel Kraft im Sand liegen lassen. Das eine oder andere Mal muss auch der Kollege mit samt seinem Moped geschoben werden. Letztendlich finden wir einen Platz direkt am Nil. Mopeds abstellen. Wasser trinken. Bevor wir unsere Zelte aufbauen, gehen Julian und Autoine erstmal die Umgebung ab und erzählen mir dann: „OK, es gibt Skorpione hier. Eine kleine Maus hat auch ihre Spuren hinterlassen – diese ist nicht scheu und nimmt sich vom Abendessen was übrig bleibt. Wenn die Skorpione und die Maus anzutreffen sind, gibt es auch ein paar Insekten und Käfer, die nachts unterwegs sind. Eine Spur von einem Leguan haben wir auch entdeckt. Also, heute mit Zelt übernachten und aufpassen wo man hintritt.“ Um den Worten etwas Nachdruck zu verleihen, ziehen die beiden auch ab und an einen Skorpion unter den Grasbüscheln und Steinen hervor. Lerne so die nachtaktive Tierwelt des Sudan kennen. Die Nacht verläuft trotzdem ruhig und ich kann mir am nächsten Morgen die Spuren um mein Zelt von den beiden deuten lassen. Wollte immer schon mal wissen was des Nachts so um mein Zelt schleicht. Vielleicht zur Anmerkung, die beiden haben die eine oder andere Scouting (Spurenleser) Prüfung erfolgreich abgelegt und praktizieren ihr Können nun immer abends vor dem Zelt aufstellen. Bin fasziniert, was man so alles aus dem Sand lesen kann. Julian und Autoine erzählen mir, das sie zurück in Südafrika eine der höchsten Prüfungen im Scouting (Spurenlesen) ablegen wollen, die der „Großtierverfolgung“. Erzählen eine Anekdote aus ihren Spurenlesertagen in Südafrika: Julian und Autoine folgten mit dem Ausbilder und einer anderen Person einer gut sichtbaren Fährte von einer Löwin und ihren Jungen. Zuerst führte Julian. Nach einer kurzen Pause war es dann an Autoine, die Fährte weiter zu verfolgen. Das Gelände änderte sich und der Boden wurde steiniger, schwierig der Fährte zu folgen. Plötzlich, als sie um einen Hügel herum kamen, sahen sie unerwartet die Löwin mit ihren Jungen in etwa 20 m Entfernung unter einer Schirmakazie liegen, Blicke und die volle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Zu nah um noch rechtzeitig die Flucht ergreifen zu können, falls es sich die Löwin überlegen sollte sie näher zu begutachten. Windrichtung war auch nicht gerade zu ihren Gunsten. Julian und Autoine hielten die Begleitung, die zum ersten Mal einen Löwen in freier Wildbahn zu Gesicht bekam, am Hosenbund fest und alle gingen ganz langsam den Rückweg an, nicht ohne die Löwin aus den Augen zu lassen. Julian hat mit Können und Autoine mit „Glück“ die Löwenfährte verfolgt. Der Ausbilder war heilfroh, dass alles gut gegangen war und die Begleitung außer sich, einem Löwen in freier Wildbahn so nah gekommen zu sein. Verspreche den beiden, dass ich sie in den nächsten Jahren in Südafrika besuchen werde und total enttäuscht sein werde, wenn wir keinem Löwen auf den Fersen sind oder noch schlimmer keinen zu Gesicht bekommen.

Machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zurück zur Straße. Kommen wieder an der Sanddüne vom Vorabend vorbei und wieder sind es die beiden - mit mir im Schlepptau - die direkt und ohne zu zögern darauf zuhalten. Julian nimmt als Erstes die Auffahrt zur Sanddüne, Autoine und ich folgen mit etwas Abstand. Konzentriere mich auf den Dünenkamm, sehe dabei, wie Julian diesen schon fast erreicht hat. Doch dann sind Julian und sein Moped mitten im Sprung verschwunden, das Letzte was ich von ihnen sehe sind die Alu-Boxen in der Luft. Sandwolke, dann nichts mehr außer Sanddüne. Autoine und ich halten sofort an und rennen die Sanddüne hoch. Ein Helm erscheint etwas wackelig am Dünenkamm, Daumen hoch von Julian, alles in Ordnung. Das Moped hat es ein wenig eingegraben, sonst anscheinend nichts passiert. Alle sind erleichtert. Moped ausgraben. Bilder machen. Düne runterfahren. Zur Straße fahren. Auf der Straße bemerke ich etwas Unruhe in meinem Heck, halte an, Plattfuß am Hinterrad. Ein etwa 5 cm langer Nagel hat den Weg in mein Hinterrad gefunden, woher dieser auch immer kam. Julian und Autoine kommen zurück. Auch bei Julian ist nicht alles in Ordnung, beim Sprung über die Düne hat sich das Blech am vorderen Kotflügel verbogen, so dass seine zwei Gabelrohre nicht mehr parallel zueinander stehen. Autoine hat etwas Probleme mit seiner Kofferhalterung. So stehen wir nun morgens unter der heißen sudanesischen Sonne am Straßenrand und schrauben an unseren Mopeds. Den Plattfuß bei mir habe ich wohl leider etwas zu spät bemerkt. Das Ventil vom Schlauch ist abgerissen und der Schlauch so nicht mehr zu gebrauchen. Setze den Ersatzschlauch ein und muss wohl die nächsten Tage ohne Ersatz klarkommen müssen. Nach etwa einer Stunde ist alles erledigt und es geht weiter Khartoum entgegen. Auch heute werden wieder ein paar Sandkilometer unter die Stollenreifen genommen und der eine oder andere Umfaller als auch Schiebepassagen bleiben nicht aus. Aber mit solch tatkräftiger Unterstützung machen die Nebenstrecken umso mehr Spaß, und man kann sich immer auf einen Mopedschieber verlassen, wenn man sich mal wieder festgefahren hat. Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht mit den beiden unterwegs gewesen zu sein, wenn auch nur kurz. Steht aber für uns drei fest, dass wir uns wieder sehen werden. Aller Voraussicht nach in Südafrika auf den Spuren eines Löwen.

Zurück zur Überschrift, Gaston Rahier war ein belgischer Mopedfahrer, der für BMW in den 80er Jahren zweimal die Paris – Dakar gewonnen hat. Etwa 1,60 m groß, musste während dem Anfahren auf das Moped steigen. Dieser Gaston Rahier kommt mir immer wieder in den Sinn während ich mit Julian und Autoine unterwegs bin. Die beiden erzählen auch immer wieder von ihm und ihre Mopeds haben sie mit dem damaligen Schrauber von Gaston Rahier auf die Reise vorbereitet. Voller Stolz zeigen sie mir auch ein Bild, auf dem sie mit ihren Mopeds und dem ehemaligen Schrauber von Gaston Rahier kurz vor ihrer Abfahrt in Belgien zu sehen sind. Gaston Rahier ist immer noch ein Volksheld unter den Motorsportlern in Belgien, wie mir die beiden erzählen. Von da an nenne ich die beiden beim Namen – Gaston Rahier Juniors.

Die Legalisierung nimmt seinen Lauf.
Die Legalisierung nimmt seinen Lauf.

Mr. Mazar und Mr. Magdi, die Einfuhrspezialisten

30.10.2010

 

Nachdem die Fähre in Wadi Halfa eingelaufen und nach tatkräftiger Mithilfe vieler Leute nach etwa einer Stunde fest vertäut ist, ist das Erste, was ich an Bord kommen sehe, ein Mann mit einem Aktenkoffer. Mr. Magdi, einer von unseren „clearing agent“ wie sich wenig später herausstellen sollte. Mr. Magdi bahnt sich zielsicher seinen Weg durch die Fähre zu den Ausländern auf dem Schiff und verteilt erstmal ein paar Zettel. Das Einreiseformular für den Sudan: „Bitte ausfüllen und in der Kantine abgeben. Ohne dieses Papier darf hier niemand von Board.“ Die „Europian Union“, so nennt sich unsere Gruppe seit Aswan und besteht aus 4 Deutschen, 2 Belgiern, 3 Polen, 5 Iren und 4 Engländern, ist zuerst etwas misstrauisch. Wir bestürmen Mr. Magdi, uns doch bitte den Ablauf und seine Funktion dabei etwas genauer zu erklären. Mr. Magdi erklärt uns, dass er und Mr. Mazar die benötigte Hilfe darstellen, um uns und auch unsere Fahrzeuge sicher und schnell durch den Zoll zu bekommen. Er teilt uns dabei auch gleich den Preis für seine Arbeit mit. 80 USD für die Mopedfahrer bzw. 90 USD für die Autofahrer, wobei jeweils 40 USD für das „Imigration Office“ abfallen und diese auch dann zu entrichten sind, wenn wir uns für den Einreisestempel selbst auf den Weg machen. Mr. Magdi empfiehlt uns auch ein Hotel, wobei wir aber auch selber wählen könnten, Wadi Halfa sei nicht so groß. Nach kurzer Überlegung wird das Angebot angenommen und ein weiterer Papiermarathon nimmt seinen Lauf. Zettel ausfüllen; einsammeln und in der Kantine abgeben; warten; einzeln runter in die Kantine; Reisepass vorlegen und einstempeln lassen; Fähre darf nun verlassen werden. Mr. Magdi versammelt uns vor der Fähre auf dem Landesteg und gemeinsam geht es dann Richtung Zollhalle, in der das mitgeführte Gepäck durchsucht und der Reisepass kontrolliert wird. Ein freundlicher Zollbeamter nimmt sich dafür etwas Zeit, und nachdem jedes Gepäckstück einen Aufkleber erhalten hat und dieser am Ausgang kontrolliert wurde, geht es in einen durch Mr. Magdi organisierten Bus, der uns nach Wadi Halfa bringt.

Wadi Halfa, kleines Wüstenstädtchen. Außer Sand, ein paar Häusern, einem Internetkaffee das ständig durch die Touristen besetzt ist, ein paar kleineren Läden und Hotels bzw. Häuser mit Übernachtungsmöglichkeit hat Wadi Halfa nicht viel zu bieten. Und genau das gibt Wadi Halfa den Flair, den man sofort nach der Ankunft spürt. Keiner starrt einen an, keiner will etwas verkaufen oder erbetteln, die Touristen werden wie selbstverständlich wahrgenommen. Man hat auch nicht das Gefühl, dass man für dieselben Dinge mehr bezahlen muss als die Einheimischen. Es herrscht Ruhe und Gelassenheit vor.

Wir richten uns in dem von Mr. Magdi vorgeschlagenen Hotel ein. Julian, Autione und ich belegen ein Zimmer und beschließen, sobald unsere Motorräder aus dem Zoll sind die Strecke nach Khartoum gemeinsam schnell hinter uns zu bringen. Julian und Autione, weil sie am 2. November in Äthiopien sein müssen und ich, weil ich in Khartoum so schnell wie möglich mein Visum für Äthiopien, nach Kairo zum zweiten Mal, beantragen möchte. Falls mir das Äthiopien Visum auch in Khartoum nicht ausgestellt wird, hätte ich noch genügend Zeit, um die Verschiffung meines Mopeds von Khartoum nach Kathmandu zu organisieren. Aber erstmal gilt es, die Fahrzeuge aus dem Zoll zu bringen. Inzwischen hat sich auch Mr. Mazar gezeigt und die „Europian Union“ wird in Auto- und Motorradfahrer unterteilt. Mr. Magdi ist für die Motorräder zuständig und Mr. Mazar kümmert sich um die Autofahrer. Als erstes werden das Carnet de Passage und der Reisepass eingefordert. Die beiden Herren bereiten die jeweiligen Carnet de Passage für den Zoll vor und die Reisepässe werden zur Registrierung unserer Person zum „Imigration Office“ geschickt.

Danach ist erstmal Abendessen angesagt. Die „Europian Union“ schlendert ins Dorf Richtung Dorfplatz, auf dem sich die Restaurants befinden, wählt willkürlich eines aus und bestellt Fisch und Huhn und dazu etwas Gemüse. Beides sehr zu empfehlen. So langsam nimmt sich jeder die von den Einheimischen zur Schau gestellte Gelassenheit zu Herzen und es wird ein wirklich geselliger Abend. Alle sind in froher Erwartung der Fahrzeuge am nächsten Tag, aller Schauergeschichten die man so gehört hat zum Trotz. Sind überzeugt und guten Mutes, die Fahrzeuge am nächsten Tag in Empfang nehmen zu dürfen. Mr. Magdi hat uns versichert, dass der Fährkahn mit den Fahrzeugen am nächsten Tag, Dienstag, gegen Mittag einlaufen wird. Wir sollen uns bereithalten. Sobald der Fährkahn einläuft, will er uns ein Taxi schicken und wir müssen uns dann am Hafen zeigen.

Am nächsten Morgen wird erstmal die Reisegenehmigung für den Nordsudan und Fotografiererlaubnis ausgestellt. Auch dafür wird ein kleiner Obolus fällig, letztendlich hält jeder seine Reise- und Fotografiererlaubnis in den Händen. Gegen Mittag steht wirklich ein Taxi vor unserem Hotel, das uns zum Hafengelände bringt. Werden von Mr. Magdi und Mr. Mazar in Empfang genommen, in das Hafengelände eingeschleust und zu dem Fährkahn geführt, auf dem sich unsere Fahrzeuge befinden. Zwischen Olivenkanistern und allerlei Schachteln stehen unsere Mopeds umfallsicher eingekeilt. Julian, Autione und ich müssen erstmal schwer unter der heißen sudanesischen Sonne arbeiten und all die Kanister, Büchsen und Schachteln beiseite räumen und uns so einen Weg zu unseren Mopeds bahnen. Alles in bester Ordnung, Schlüssel rein „Start your engines“ und von dem Fährkahn fahren. Ein paar Bilder werden unter freundlicher Genehmigung eines Zollbeamten direkt am Hafengelände geschossen, bevor die Fahrzeuge am Ausgang zum Hafengelände hintereinander aufgestellt werden. Ein kleiner Obolus für das bevorzugte Entladen unserer Fahrzeuge an den Kapitän des Fährkahns ist noch fällig, danach heißt es mal wieder warten. Mr. Magdi und Mr. Mazar kommen etwas später mit einem freundlichen Zollbeamten zu unseren Fahrzeugen. Unsere Fahrgestellnummern werden anhand der jeweiligen Carnet de Passage überprüft und ein kleiner Blick auf das Gepäck in und auf den Fahrzeugen geworfen. Wie es ausschaut, hat alles seine Richtigkeit und wir werden ohne größeres Aufhebens auf die Straßen Sudans entlassen. Im Hotel werden erstmal die Schulden bei Mr. Magdi beglichen, das Carnet de Passage wird wieder an uns ausgehändigt und Geld umgetauscht. Gegen 15.30 Uhr ist alles soweit erledigt. Die „Europian Union“ ist froh und gut gelaunt, die Fahrzeuge so schnell und unkompliziert, dank Mr. Magdi und Mr. Mazar, aus dem Zoll bekommen zu haben. Viele machen sich noch am gleichen Tag auf, um die Straßen des Sudan unter die Räder zu nehmen.